Angelehnt an das Tagungsthema stellte die Fachgruppe ihre Fachgruppentagung unter die Überschrift „Attraktivität erzeugt Relevanz“.
Auf der Jahrestagung des DMB wurde versucht zu klären, was ein attraktiveres Museum sein könnte, welche Wege man einschlagen könne, um die Attraktivität zu steigern. Schwerpunkte der Diskussion waren: Museum als Standortfaktor, als attraktiver Arbeitgeber, Publikumsforschung, Marketing, der Service im Museum und der Blick in die Zukunft.
Die Fachgruppe hat versucht, das Thema der Jahrestagung im Hinblick darauf zu erweitern, ob sich mit Steigerung der Attraktivität auch die Relevanz der Museen erhöht. Relevanz meint Wichtigkeit, Bedeutsamkeit in einem bestimmten Zusammenhang. Demnach bemisst sich Relevanz aufgrund von Einschätzungen innerhalb eines bestimmten Sachgebiets. Dementsprechend wurde das Tagungsthema in einem ersten Block exemplarisch mit einer Zielgruppe bzw. mit einem Partner diskutiert, auf die/auf den sich die Arbeit der Museen mit am stärksten fokussiert, auf die Touristen bzw. auf diejenigen, die den Tourismus fördern und steuern, die „Touristiker“, die Tourismusverbände.
Ausgangspunkt waren folgende Fragestellungen: Welche Museen, welche Museumsart sind für Touristiker besonders attraktiv, interessant und relevant? Was sind touristische Standortfaktoren für Museen? Wer definiert Standortfaktoren? Als Ausgangsthese aus der Jahrestagung stand im Raum: „Museen sind Identifikationsorte in der Region, nur Tourismus als Standortfaktor funktioniert nicht.“
Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ) und Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern stellten sich mit ihren Beiträgen der Diskussion.
Mit Blick auf die Digitalisierung als Herausforderung für Destinationen stellte Yvonne Coulin die Arbeit der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ) mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Content-Strategie und Zielgruppen vor; „Perspektivwechsel. Kultur als Reiseanlass“, lautete der Titel ihres Beitrags.
Den neuen Herausforderungen stellen sich die Nürnberger, indem sie aus der CTZ eine Destinations (Content-) Management Organisation bildeten, die eine eigenen Content-Strategie entwickelte. Grundlage dieser Strategie sind Marktforschungsergebnisse zur Besucherstruktur in Nürnberg und die daraus folgende Klassifizierung der Besuchergruppen (Sinus-Milieus). Diese Strategie wurde mittels Workshops mit den Partnern aus der Hotellerie, Gastronomie, Kultureinrichtungen und mit den Museen kommuniziert. Ziele waren unter anderem die Vermittlung von Zielgruppen und die Entwicklung von Museumskonzepten auf Basis der Sinus Milieus. Auch in der Corona-Pandemie konnte die CTZ auf das Instrument der Marktforschung zurückgreifen, um in veränderter Rolle gegenüber Mitgliedern und Partnern die neue Situation und die daraus folgenden Aufgaben zu meistern.
Tobias Woitendorf berichtete über die Situation und Einordnung des Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern, einer eher ländlich strukturierten Region. Gerade in dieser so genannten Flächendestination gilt, Kultur ist in der Regel dann Reiseanlass, wenn er als „kulturelle Marke“ beworben werden kann (etwa die Backsteingotik im Bundesland). Tobias Woitendorf war via Zoom online zugeschaltet, In seinem Beitrag mit dem Titel „Museum schafft Gäste. Von der Relevanz kultureller Angebote in Tourismusregionen“, machte er auf die Wechselwirkungen zwischen Kultur und Tourismus aufmerksam und warb für intensivere Kooperationen untereinander. Die Tourismusorganisationen sieht er hierfür als Mittler bzw. als Initiator für eine derartige Zusammenarbeit. Der Kultur und somit auch den Museen kommt bei der Erschließung neuer und der Bindung etablierter Zielgruppen eine wesentliche Rolle zu. Die Museen sind somit für die touristische Entwicklung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern sehr relevant. Kulturelle Einrichtungen stärken darüber hinaus die Bindung der Einwohner an ihre Region, sie sind Indentitätsstiftend und steigern die Attraktivität der Region.
Im zweiten Block sollten zwei Kollegen mit ihren Erfahrungsberichten aus den Museen zu Wort kommen. Da ein Beitrag leider aus familiären Gründen abgesagt werden musste, blieb mehr Zeit für Diskussionen und Austausch.
Gordon Freiherr von Godin vom DDR Museum Berlin GmbH, lieferte mit seinem Online-Vortrag „Geschichte zum Anfassen. Wieviel Museum darf es sein?“ Einblicke vor allem in die technischen Herausforderungen, vor denen sein Museum seit der Eröffnung stand und steht. Attraktivitätsverbesserung sei vor allem aber mittels Kommunikation zu erreichen, wobei er für einen niederschwelligen Einstieg in den Austausch mit dem Besucher, für den massiven Einsatz digitaler Technologie und eine hohe Präsenz in den sozialen Medien wirbt.
Wir danken Dr. Roger Münch vom Deutschen Zeitungsmuseum und seinem Team für Ihre Gastfreundschaft und für den äußerst informativen Rundgang durch sein attraktives Museum mit einer interessanten und relevanten Ausstellung.