Alle mit ins Boot holen
Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum braucht Struktur, Orientierung – und ein gutes Konzept. Fünf Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein haben genau das getan: Gemeinsam haben sie ein spartenübergreifendes Klimaschutzkonzept erarbeitet. Damit zeigen sie, wie Kulturorte ihre Klimabilanz verbessern können – strategisch, kooperativ und realistisch umsetzbar.
In einem kurzen Impuls haben die beiden Projektleiterinnen des Projekts »KulturKlimaschutz – wissen – handeln – vermitteln« Einblick in diesen Prozess gegeben: Wie geht man die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts an? Welche Daten braucht es? Welche Ziele sind sinnvoll? Und wie gelingt die Zusammenarbeit in einem heterogenen Konsortium?
Im anschließenden Workshopteil warfen die Teilnehmenden einen Blick in das entstandene Klimaschutzkonzept und erhielten praxisnahe Anregungen für die ersten Schritte hin zu einem eigenen Konzept. Gemeinsam wurden Ansatzpunkte identifiziert, Ideen entwickelt und zentrale Fragen geklärt: Wo stehen wir? Was können wir konkret tun? Und wie schaffen wir es, Klimaschutz langfristig in unserer Institution zu verankern?
Vier Schritte zum Klimaschutzkonzept
- Klimateam bilden
Strukturen aufbauen, Zuständigkeiten klären, Menschen mit intrinsischer Motivation einbinden. - Status quo erfassen
Wo stehen wir? Welche Daten liegen vor, welche fehlen noch? - Akteur:innen beteiligen
Städte, Förderer, Gebäudeeigentümer, Freundeskreise, Netzwerke (z. B. Deutscher Museumsbund, Green Culture Anlaufstelle). - Ziele und Maßnahmen entwickeln
auf Basis nationaler, regionaler und lokaler Klimaziele, ergänzt durch eigene Schwerpunkte. - Begehungen, Workshops und Umfragen
helfen dabei, Handlungsfelder sichtbar zu machen und realistische, aber ambitionierte Ziele zu formulieren. - Synergien nutzen
voneinander lernen.
Ein großer Vorteil des gemeinsamen Prozesses: Synergien. Durch die Zusammenarbeit mehrerer Institutionen konnten Ressourcen gebündelt, Personalkosten gesenkt und Kompetenzen geteilt werden. So entstand nicht nur Strahlkraft nach außen, sondern auch stärkere Argumente in Verhandlungen und eine höhere Sichtbarkeit in der Region.
Wir lernen voneinander, nutzen vorhandenes Wissen und schaffen eine konstruktive Konkurrenz, die motiviert, weiterzugehen.
Ziele und Maßnahmen
In Gruppenarbeit entwickelten die Workshopteilnehmer:innen anschließend konkrete und übergreifende Ziele, die von ganz praktischen bis hin zu strategischen Ansätzen reichten.
Hier einige Beispiele:
- Einrichtung eines Materiallagers für Museen in der Region
- Klimaneutrale Druckprodukte und nachhaltige Beschaffung
- Energieeffizienz im Denkmalschutz durch LEDs, Dämmung und PV-Anlagen
- Nachhaltige Anreise für Besucher:innen und Mitarbeitende
- Nachhaltigkeitszertifizierung als Qualitätsmerkmal
- Moorwiedervernässung als Kompensationsmaßnahme
- Handprint verbessern – Nachhaltigkeit sichtbar und erlebbar machen
Für jedes Ziel wurden passende Maßnahmen, Zuständigkeiten und mögliche Synergien identifiziert.
Learnings
- Strukturen für Datenerfassung schaffen
- Regelmäßiger Austausch mit der Leitung ist wichtig
- Klare Kommunikationswege und Verantwortlichkeiten festlegen
- Transparente Information und Einbindung der Mitarbeitenden – von Anfang an
- Kontinuierliches Networking mit regionalem Klimaschutzmanagement, Förderstellen, Forschungseinrichtungen und anderen Kultureinrichtungen ist hilfreich
Fazit
Ein Klimaschutzkonzept ist mehr als ein Maßnahmenplan – es ist ein Werkzeug, um Klarheit zu gewinnen, Prioritäten zu setzen und Veränderungen gezielt anzustoßen. Es hilft, Ressourcen sinnvoll einzusetzen, interne Abläufe zu verbessern und Verantwortung sichtbar zu übernehmen. Ein zentrales Prinzip von Anfang an: Klimaschutz ist Teamarbeit. Es erfordert Strukturen, Motivation und Austausch – und das funktioniert am besten, wenn alle mitmachen.
Es gibt viel zu tun – aber das Konzept ist super praktikabel und motivierend. Wir nehmen Schwung mit für die nächsten Schritte!
Zum Download: Klimaschutzkonzept Nordkolleg
Zu den Workshopleiterinnen:
Dr. Kerrin Trimpler
Kerrin Trimpler ist studierte Geografin und promovierte Agrarwissenschaftlerin und arbeitet momentan als Klimaschutzmanagerin für fünf Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein. Sie absolvierte eine Weiterbildung als Nachhaltigkeitsmanagerin für Veranstaltungen.
Nina Hensel
Nina Hensel ist Theaterpädagogin und Transformationsmanagerin Nachhaltige Kultur und arbeitet derzeit als Klimaschutzmanagerin für fünf Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein. Ehrenamtlich engagiert sie sich bei Performing for Future.