Foto: Landesmuseum Mensch und Natur, Oldenburg

Das Projekt Klimaoasen am Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg

Wie kann ein Museum Verständnis für Klimaveränderungen und Natursensibilität in der Gesellschaft herstellen? Projektleiterin Saskia Benthack berichtet von ihren ersten Erfahrungen aus dem partizipativen Großprojekt in den denkmalgeschützten Gartendenkmälern.

DIE BEDEUTUNG DER GRÜNANLAGEN FÜR OLDENBURG

Der Schlossgarten und das Eversten Holz sind zentral gelegene Grünflächen mit einer überragenden Bedeutung für die Naherholung in der Stadt Oldenburg. Beide Liegenschaften sind eingetragene Denkmale und dem Betrieb Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg zugeordnet. Sie sind wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und haben einen großen Einfluss auf unser Stadtklima. Gleichzeitig sind die beiden denkmalgeschützten Grünflächen Orte der Erholung für uns Menschen. Sie schaffen Raum für Ruhe und Entschleunigung oder ersetzen einen fehlenden Garten am eigenen Wohnort. Dabei werden sie sehr unterschiedlich genutzt: Spazierengehen, Sporttreiben, Radfahren, soziale Treffen…

Foto: Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg

In den nächsten drei Jahren möchte das Projekt „Klimaoasen Oldenburg“ die beiden Stadtgärten fit für die Zukunft machen. Die Themen Extremwetterlagen, Biodiversität, Stadtklima und mehr Einklang zwischen Natur und Mensch stehen dabei im Zentrum des Projektes:

STADT-KLIMA, WASSER UND BIODIVERSITÄT: UMGANG MIT EXTREMEM WETTER

Die beiden ›grünen Lungen‹ Oldenburgs filtern die Luft und sorgen für frischen Sauerstoff in der aufgeheizten Stadt. Durch das Wachstum der Stadt Oldenburg werden immer mehr Lebensräume versiegelt, der Rückgang der biologischen Vielfalt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch beschleunigt. Das Projekt plant daher Gewässer im Schlossgraten und Eversten Holz zu revitalisieren und mit einem klimagerechten Nachpflanzungskonzept die Biodiversität und die Beständigkeit beider Grünanlagen zu fördern. Bäume und andere Pflanzen leiden zudem unter den extremen Hitze- und Trockenphasen, ihre Gesundheit ist sichtlich angegriffen. Gleichzeitig haben Unwetter und Starkregen auch in Oldenburg ein neues Ausmaß erreicht. Der Boden ist für diese Extreme nicht ausgerichtet, er kann die hohen Niederschlagsmengen schlecht versickern lassen und das nützliche Wasser kann kaum gehalten werden. Um dem entgegenzuwirken, ist eine Verbesserung vorhandener Grabensysteme und Gewässer geplant, sodass sie mehr Wasserrückhalt aufbauen können. Alle im Projekt geplanten Maßnahmen dienen in ihrer Gesamtheit dem Klimaschutz, einer besseren Biodiversität und einer weitreichenden CO2 Minderung/Speicherung an jenen Orten.

GEMEINSAME LÖSUNGEN SCHAFFEN

Das Kooperationsprojekt aus Stadt Oldenburg, Landesmuseum Natur und Mensch und Universität Oldenburg wagt damit den Versuch verschiedene Bereiche miteinander zu kombinieren: Wissenschaftliche Milieustudien zum Schaffen von Grundlagenwissen, darauf aufbauende klimaresiliente Anpassungsmaßnahmen im Eversten Holz und im Schlossgarten und partizipative Workshops zur Begleitung dieser Prozesse. Übergreifende Ziele sind die nachhaltige Beständigkeit der beiden Naturdenkmale und das Setzen von Impulsen für langfristige Bildung im Bereich Klimawandel.

Wie aber kann es gelingen, die Nutzung durch die Menschen mit den ökologischen Zielen dieser Orte langfristig zu verbinden? Dafür habe ich bisher verschiedene Bildungs- und Beteiligungsformate entwickelt, um die Bedürfnisse der Naturorte und die ihrer Nutzer:innen besser zu verstehen und dabei über Projektziele und Abläufe zu informieren. Dieser Austausch versteht sich sowohl als impulsgebender Bestandteil für das Projekt als auch als Aufklärungsinstrument und Sensibilisierung für klimatische Prozesse. Der Aufklärungswunsch über die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen in der Bevölkerung ist hoch und die Rücksichtnahme auf die Natur durch unser städtisches Leben eher eingeschränkt. Das Projekt setzt einen Fokus auf die Anpassungsmaßnahmen vor Ort und hat zugleich das Ziel, mehr Verständnis für Natur und Klima zu entwickeln.

Dazu konzipiere ich Workshops immer auch mit dem Anspruch, Erkenntnisse zu generieren, welche in die Konzeption von Hands-On-Stationen und eine Wanderausstellung einfließen werden. Die Stationen werden am Ende es Projektes in den Liegenschaften verbleiben und das Projekt langfristig für die Menschen zugänglich machen. Die Wanderausstellung soll ausgewählte Prozesse im Nachgang auf breiter Ebene vermitteln und weiterführende Erkenntnisse bündeln.

Foto: Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg

ÖKOLOGISCHE UND MENSCHLCIHE BEDÜRFNISSE VERBINDEN

Ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen liegt daher in der Information und dem frühzeitigen Einbezug der Bevölkerung sowie regionale Auseinandersetzungen mit den Klimafolgen. Durch Frühen eines offenen Dialogs und das Entwickeln von Workshops zum Thema „Naturschutz in der Stadt“ oder „Biodiversität im Denkmal“ wurde bisher Interesse und Aufmerksamkeit geschafften, um auch für weitere Beteiligungen an Maßnahmen und Workshops des Projektes Handlungslust zu generieren und eine Community aufzubauen. Dieser Prozess dauert noch an und geschieht inklusiv und transkulturell mit dem Wunsch eine diverse Gesellschaft zu erreichen. Zum Ziel hat diese Herangehensweise ein nachhaltiges gesellschaftliches Verständnis umweltbedingter und menschlicher Bedürfnisse herzustellen, welches langfristige Lösungen über das Projekt hinaus erzeugen soll – für das Eversten Holz, den Schlossgarten und für die Bürger:innen Oldenburgs.

Foto: Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg

Als problematisch zeigt sich, dass der Wunsch einer schnellen Umsetzung von Maßnahmen aus der Bevölkerung manchmal zwangsläufig mit der bürokratischen Trägheit eines Förderprojektes auf Bundesebene kollidiert.  Aber auch das ist Teil einer Lernkurve für alle Beteiligten. Und es bleibt mehr Zeit, die Maßnahmen noch intensiver vorzubereiten und auf Fallstricke zu überprüfen. Meine Empfehlung, um Konflikte vorzubeugen ist daher: Klar und transparent zu kommunizieren, welche Teile des Projekts in der Planungsphase befinden, und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass konkrete Maßnahmen beginnen können.

Hierzu haben wir auf der Projekt-Website Klimaoasen Oldenburg (klimaoasen-oldenburg.de) einen ausführlichen Bereich für FAQs und Rückfragen eingerichtet  sowie einen temporären Dialograum in einem kulturell hochfrequentierten Viertel gestaltet. Dieser wird als Austauschplattform dauerhaft Informationen zum Projekt liefern.

Foto: Landesmuseum Mensch und Natur, Oldenburg

Als nächstes ist ein Workshop geplant, indem gemeinsam mit Expert:innen Lösungsansätze zur klimabedingten Wasserproblematik in den Grünanlagenentwickelt werden sollen, sowie der Aufbau von Beteiligungsformaten, zum Beispiel einer Citizen Science AG.

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Im Landesmuseum Natur und Mensch ist durch Saskia Benthack die Projektkoordination und Steuerung zwischen den Projektbeteiligten angegliedert. Zudem verantwortet sie für das Landesmuseum Natur und Mensch als Projektpartnerin die Konzeption der begleitenden Vermittlungskonzepte und -medien, sowie einer entsprechenden Begleitforschung und die Evaluierung entwickelter Bildungsmaßnahmen. Gewonnene Forschungs- und Erfahrungsergebnisse fließen unmittelbar mit in die Konzeption geplanter Hands-On Stationen sowie in die Wanderausstellung ein, welche ebenfalls in Saskia Benthacks Verantwortungsbereich liegen.