Bildung ist eine Kernaufgabe

Bildung ist eine Kernaufgabe der Museen, gleichzeitig gehört sie zu unseren Querschnittsaufgaben, sie berührt alle Bereiche unserer Arbeit. Die zukünftigen Aufgaben unserer Gesellschaft werden sich auch in der zukünftigen Arbeit der Museen widerspiegeln. Neben Fachkenntnis werden vor allem lebensweltliche und gesellschaftliche Aktualität unsere Vermittlungsarbeit prägen, Qualitätssicherung und die Qualitätsverbesserung der Bildungsarbeit in den Museen werden von essenzieller Bedeutung sein. Die Bildungsversion des Deutschen Museumsbundes macht genau diese Aspekte deutlich und erleichtert somit die Kommunikation mit den Trägern, der Wirtschaft, der Politik und anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen. 

Andrej Quade, Landesfachstelle Museum Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V. 

Speicher über Generationen

Museen und insbesondere ihre Sammlungen sind Speicher für materielles und immaterielles Erbe der Gesellschaft. Sie entziehen Objekte zeitpolitischen Entscheidungsabläufen und bewahren sie damit auch für zukünftige Generationen, die mit eigenen Sichtweisen und Fragestellungen an die Geschichte und ihre überlieferten Zeugnisse herantreten wird. Wertschätzungen, politische Einflüsse, Moden und viele andere Faktoren beeinflussen die jeweils zeitspezifischen Wahrnehmungen ganz grundsätzlich, daher ist es sinnvoll und notwendig, Sammlungen in der gesamten Vielfalt der spezifischen Profile anzulegen, zu ergänzen und zu erhalten. 

Dr. Ralf Gottschlich, Leiter Wilhelm Ostwald Park 

Perspektiven für örtliche Bildung

Die zukunftsgerichtete Bildungsarbeit in unserem Heimatmuseum konnte sich vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie kaum entfalten. Die geplanten Möglichkeiten insbesondere mit Schulen und Kindergärten die Museums- und die Besucherperspektiven stärker miteinander in Bezug zu bringen, fielen den Kontaktbeschränkungen zum Opfer. 

Unser Ausblick richtet sich auf die Zeit nach dem Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen, die eine Vielfalt von Perspektiven für die örtliche Bildung bieten. 

Heimatstube Beselich-Obertiefenbach 

Barrieren abbauen

Mir ist der erste Aspekt der Vision. Bildungsort Museum besonders wichtig und daraus vor allem dieser Satz: "Sie [die Museen] erkennen und beseitigen sichtbare und unsichtbare Barrieren und schaffen eine Atmosphäre des Willkommens und Wohlfühlens." Eine große Vision, die ich habe, sind z.B. Museen ohne Eintritt. Es müssen aber auch andere Hürden auf ganz unterschiedlichen Ebenen beseitigt werden – gesamtgesellschaftlich und auch für jedes Museum individuell. Ich wünsche mir Museen, die als gesellschaftliche Treffpunkte (gern auch als Alltagstreffpunkte) von potenziell allen Menschen wahrgenommen und geschätzt werden. 

Marie Gombert-Rumpf, Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg 

Keine Utopie mehr

Diese Bildungsvision ist keine Utopie mehr. Sie wird immer mehr zur faktischen Wirklichkeit und gehört zu jedem Museum, das für sich in Anspruch nimmt, nicht nur kulturelles Erbe zu verwalten, sondern auch gesellschaftliche Instanz zu sein. Ausgesprochen erfreulich ist die Selbstverständlichkeit, mit der die jüngere Generation der Museumswissenschaftler_innen dieses Ideal als Haltung übernommen hat und es nicht nur methodisch repetiert, sondern Inhalte und Formate adäquat weiterentwickelt. An manchen Häuser bleibt noch diese Herausforderung: Bildungsarbeit verstanden als unverzichtbaren originär-wissenschaftlichen Bestandteil im Gesamtsystem Museum. 

Dr. Andreas Grünewald Steiger, Programmleiter Museum, Bundesakademie für Kulturelle Bildung e.V. 

Genuin Orte der Bildung

Museen sind genuin Orte der Bildung für alle. Expertise für die Darstellung soziokultureller Prozesse und die Verantwortung diese wahrhaftig zu vermitteln besteht. Besonders Freilichtmuseen arbeiten methodisch vielfältig, direkt, analog, mit Führungen, begehbaren Exponaten, Rekonstruktionen, Inszenierungen, hands-on, experimentell – und sichern so den niederschwelligen Zugang für die Bevölkerung, besonders Familien, Benachteiligte, junge Menschen. Als dezentrale Vermittlungsorte in vielfältiger regionaler Zusammenarbeit sichern sie im Diskurs lebenslanges Lernen, soziale Identität und eine Bildung für nachhaltige Entwicklung vor Ort. Ein Auftrag, der zukünftig stärker politisch unterstützt werden sollte. 

Prof. Dr. Gunter Schöbel, Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, Bodensee, Baden-Württemberg 

Viele Köche verderben nicht den Brei

Die ersten Schritte im Rahmen der Bildungsvision wurden im Otto-Lilienthal-Museum Anklam durch das neue angebotene „Lilienthal-Praktikum“ vollzogen, das am städtischen Gymnasium als Wahlpflichtunterricht „Fliegen“ für Schüler der 9. und 10. Klasse angeboten wird. Das Wahlpflichtfach erstreckt sich momentan über ein halbes Schuljahr. Hierdurch kommt – erstmalig in der Museumspädagogik des Hauses – eine kontinuierliche Zusammenarbeit des Museums mit einer Schülergruppe zustande. Um das Thema „Fliegen“ aus verschiedenen Blickrichtungen zu vermitteln, wird sehr bewusst auf ein vernetztes Agieren zwischen Experten verschiedener Fachrichtungen gesetzt. Während das Museum historisch-technische Inhalte zum Menschenflug begleitet, werden die biologischen Grundlagen zum Vogelflug als natürliches Vorbild durch den Kooperationspartner „Naturpark Flusslandschaft Peenetal“ gelegt. Schulseitig wird zudem die Flugphysik und der Auftrieb in verschiedenen Medien thematisiert. Ergänzt werden soll das o.g. Programm in naher Zukunft um das praktische Erlebnis „Fliegen“ und die organisatorischrechtlichen Randbedingungen beim modernen Segelflug durch Einbinden des „Fliegerklub Anklam e.V.“ als vierten Kooperationspartner. 

Peter Busse, Otto-Lilienthal-Museum, Regiebetrieb der Hansestadt Anklam 

Nicht nur ein Thema für Einzelkämpfer

An unserem Haus bin ich leider in vielerlei Hinsicht noch immer ein Einzelkämpfer. Die Coronalage hat die Geschäftsführung ja auch vor ganz andere Probleme gestellt. Angesicht stark gesunkener Besucherzahlen und fehlender Einnahmen hat man sich vornehmlich darauf konzentriert. Verständlich. Zwar steht die Bildung und Vermittlung seit Jahren im Mittelpunkt unserer Institution, aber was genau und wie vermittelt wird, behalten wir uns intern vor. Von einer Mitgestaltung des Publikums sind wir noch meilenweit entfernt. Die Zusammenarbeit mit anderen Museen geschieht vornehmlich im Zusammenhang mit Leihgaben, weiteres ist zwar angedacht, bislang aber kaum umgesetzt worden. Auch die Diversitätsfrage spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle. Ich denke, erst dann wenn die Geschäftsführer und Museumsleiter konkret angesprochen werden, ließe sich etwas verändern. Und wenn das nicht hilft, ist die Politik gefragt. 

Dr. Maria Pretzschner, Museumspädagogin, Festung Königstein gGmbH 

Forum des Austauschs

Museen sind Bildungsorte, an denen gesellschaftlich relevante Fragestellungen verhandelt werden können und müssen. Sie bieten die einzigartige Möglichkeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verbinden. Das Museum für Kommunikation Frankfurt betrachtet sich selbst als Forum des Austauschs zwischen verschiedenen Besucher:innengruppen und Akteur:innen der Stadtgesellschaft. Partizipative und dialogische Vermittlungsansätze sind die Grundlage sowohl der Ausstellungsgestaltung, wie auch der museumspädagogischen Angebote. Im Bildungsort der Zukunft, dem Museum, sollte gemeinsam mit den Besuchenden gelernt, diskutiert und gestaltet werden. 

Nina Voborsky und Fabian Lenczewski, Museum für Kommunikation Frankfurt 

 

Eine klare Vision leben

Wir von der Kinemathek möchten unsere Passion für Film und seine Geschichte mit anderen teilen, die Menschen mit unserer Begeisterung anstecken und dabei kulturelle Teilhabe ermöglichen! Dafür machen wir das Museum und unsere Sammlungen zugänglich, vermitteln Filmgeschichte und regen groß wie klein zur Auseinandersetzung mit der Kunstform Film an. So wird die Kinemathek zu einem – teils virtuellen - Ort des Erlebens, Entdeckens und kreativen Handelns. Dies gelingt auch dank einer klaren Vision vom Museum als Lern- und Bildungsort, die wir gemeinsam mit unseren Partner*innen aus Kunst und Kultur lebendig werden lassen.

Der Vorstand der Deutschen Kinemathek 

Zusammenarbeit mit Nachwuchskräften

Das Ludwigsburg Museum vermittelt die Geschichte und Gegenwart der Planstadt in ihrer kulturellen Vielfalt und im Dialog mit Interessierten. Teil der gemeinsamen Bildungsvision unseres Museumsteams ist die Zusammenarbeit mit Nachwuchskräften, die sich mit ihren Ideen laufend einbringen und das Profil des Hauses mitprägen. 

Alke Hollwedel und Leonie Fuchs, Leitung und Vermittlung Museum Ludwigsburg