© Tabea Schmid

Besuchererlebnisse mit User Experience Map erfassen

Ein Forschungsprojekt erprobt, wie die Ausstellungsgestaltung evaluiert werden kann.

Wir
Forschungsprojekt „Design ausstellen – Ausstellen durch Design“ (2015-2017) an der HfG Schwäbisch Gmünd (Prof. Dr. Dagmar Rinker und Tabea Schmid) in Kooperation mit dem Archiv der ehemaligen Hochschule für Gestaltung Ulm.

Unsere Ziele
Ziel war es, Methoden zu testen, die das subjektive Erleben der BesucherInnen fokussieren und so valide Erkenntnisse über Stärken und Schwächen der Ausstellungsgestaltung liefern.

Unser Vorgehen
Fünf Evaluatorinnen führten anhand eines Beobachtungsprotokolls mit Indikatoren verdeckte Beobachtungen von 22 BesucherInnen der Dauerausstellung und einer Sonderausstellung durch. Im Anschluss wurde die der Hälfte der beobachteten BesucherInnen zu ihrem subjektiven Ausstellungserleben mündlich befragt. Wir haben uns bewusst für ein sehr pragmatisches Vorgehen entschieden, um dessen Anwendung niederschwellig zu halten. Das Vorgehen sollte nicht nur aussagekräftige Ergebnisse liefern, sondern auch leicht zu erlernen und mit eher wenig Aufwand durchführbar sein. So haben wir beispielsweise eine überschaubare Anzahl von Personen befragt. Nach der Auswertung der Ergebnisse wurden diese visuell aufbereitet und erste Handlungsempfehlungen entwickelt. Das Besondere ist, dass alle identifizierten Stärken und Schwächen der Ausstellung den sogenannten hedonistischen (Bedürfnis nach Stimulation/Identität) und pragmatischen Qualitäten (Gebrauchtstauglichkeit/Usability) des Ausstellungserlebens zugeteilt wurden. Alle Erhebungsdaten wurden als User Experience Map zusammengefasst.

Unsere Ergebnisse
Das qualitative, pragmatische Vorgehen bietet den Vorteil anhand weniger BesucherInnen Einblick in die Erlebnisqualitäten einer Ausstellung zu erhalten. Die Kombination mehrerer Erhebungsmethoden ist zu empfehlen. Das Kartieren von Laufrouten – Behavior Mapping – erwies sich als hilfreich, um attraktive Ausstellungselemente, aber auch Orientierungsprobleme, tote Winkel und Probleme in der Nutzung von Medienstationen zu erfassen. Die Visualisierung der Daten macht Häufungen im Besucherverhalten evident, erleichtert die Kommunikation der Ergebnisse und kann die Bereitschaft für Nachbesserungen erhöhen.

Nutzung der Ergebnisse
Die Ergebnisse wurden mit dem Ausstellungsgestalter und Archivleiter diskutiert. Grundsätzlich können sie für Nachbesserungen verwendet werden und sollten für Planungen weiterer Ausstellungsprojekte in denselben Räumlichkeiten zugrunde gelegt werden.

Unsere Empfehlung für andere Museen
Ausstellungsevaluationen besucherorientiert anlegen; das heißt das Erleben der BesucherInnen empirisch erfassen, ernst nehmen und daraus prüfend ableiten, inwiefern Nachbesserungen möglich sind oder die Konzeption neuer Ausstellungen profitieren kann. Erhebungen müssen nicht aufwändig und mit hohen Fallzahlen ausgestattet sein. Auch kleine Studien, welche die Wahrnehmung und Reaktionen von wenigen BesucherInnen qualitativ erfassen, sind aufschlussreich. Besucherforschung und Ausstellungsevaluationen sollten die gestalterischen Entscheidungen im gesamten Entstehungsprozess einer Ausstellung beeinflussen.

Detaillierte Informationen und die für die Erhebung und Auswertung verwendete Literatur finden sich im Projektbericht.