Das Potenzial von Normdaten in Museen und Sammlungen
GND Forum Museen und Sammlungen

Am 6. März 2023 lud ein breites Bündnis aus der Museumswelt und den wissenschaftlichen Sammlungen an Universitäten gemeinsam mit der Arbeitsstelle für Standardisierung der Deutschen Nationalbibliothek Forschende und Mitarbeitende aus Museen und Sammlungen zum GND-Forum Museen und Sammlungen ein. Ziel war der Austausch über den derzeitigen Einsatz kontrollierter Vokabulare und der Gemeinsamen Normdatei (GND) in den Museen und Sammlungen.  Diese dienen der Verbesserung der Interoperabilität der Daten aus Museen und Sammlungen. Das Interesse an diesem ersten GND-Forum Museen und Sammlungen war groß, es gab über 500 Anmeldungen, die Teilnehmer*innenzahl lag weit über 350 und fast alle arbeiteten bis in den späten Nachmittag mit. Das nebenstehende digitale Whiteboard dokumentiert die rege Diskussion und Ergebnisorientierung der Teilnehmenden. Die Mitschnitte der Vorträge sind in den folgenden Abschnitten verlinkt.

Programm

Whiteboard zur Veranstaltung

"Weithin bekannt, nicht überall genutzt"

Es werden bereits zahlreiche Vokabulare für die Identifikation von Personen, Körperschaften, Geografika und Objektbezeichnungen eingesetzt. Neben der GND zählen hierzu Wikidata, der Art & Architecture Thesaurus (AAT) und Geonames sowie Fachvokabulare wie die Objektbezeichnungsdatei (OBG) und institutionenspezifische Vokabulare. museum-digital ist dafür eine vorbildliche Lösung, wie der Entwickler Joshua Enslin ausführt: In der Erfassungssoftware, die inzwischen etwa 1.000 Einrichtungen nutzen, lassen sich über Schnittstellen verfügbare Vokabulare mit eigenen Begriffslisten kombinieren. Ein Redaktionsgremium prüft neue Einträge in diesem 'internen' Vokabular auf Dubletten und fügt gegebenenfalls Links zu anderen Vokabularen hinzu. So haben die Datensätze aller beteiligten Einrichtungen eine vergleichbare Qualität und können gemeinsam durchsucht und facettiert werden. 

Für die gemeinsame Präsentation und Nutzung von verteilten Beständen sind "Normdaten das Brot unter der Butter", wie Chiara Marchini von der Fachstelle Museum der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) erläuterte (vgl Mitschnitt). Mit Monika Hagedorn-Saupe, ehemalige Leiterin des Instituts für Museumsforschung, ist sie sich einig, dass die Vernetzung der vielfältig bestehenden Vokabulare Priorität hat. Voraussetzung ist die Bewusstseinsbildung in den Sammlungen und die Ermöglichung der Nutzung kontrollierter Vokabulare in allen Erfassungssystemen und Institutionen. 

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Bedarfe und Barrieren: "Es fehlen Ressourcen, Training und Mut"

Auf die einführenden Vorträge folgten Werkstattgespräche in kleinen Gruppen, die zu der Frage nach Bedarfen und Barrieren bei der Nutzung der GND diese Punkte sammelten:

Die GND bedarf hinsichtlich ihrer sammlungsrelevanten Bereiche einer systematischen und kontinuierlichen Bearbeitung der Relationen und Definitionen, um sie methodisch in Richtung eines Thesaurus weiterzuentwickeln.
Im Bereich der GND-Sachschlagwörter fehlen sammlungsrelevante Objektbezeichnungen, darunter born digital objects, die zahlreicher und spezifischer in der OBG und im (zudem mehrsprachigen) AAT vorhanden sind. Eine systematische Anreicherung der GND und Verlinkung mit den anderen kontrollierten Vokabularen ist erforderlich. Auch Einträge zu Herstellungstechniken und Materialien, zu Personen und Körperschaften werden in der GND vermisst, sowie spezifisches Vokabular zu beispielsweise performing arts und kolonialen Kontexten.

Konkrete Vorschläge zur Unterstützung der Museen und Sammlungen:

  • Informationen und Schulungsangebote zur Nutzung, zum Mapping und zur Anreicherung der GND,
  • Vereinfachung der Einführungs- und Erklärungstexte,
  • eine zusätzliche hierarchische Ansicht zur Verbesserung der Verständlichkeit der GND,
  • Beratungsstelle zu technischen und inhaltlichen Fragen rund um die GND,
  • Evaluation des GND-Webformulars zur Meldung neuer und zu korrigierender Einträge,
  • beschleunigte Beantwortung der Änderungsmeldungen
  • Workshops, um die Anforderungen der Museen und Sammlungen an die Datenbankprogramme zur Inventarisierung zu konkretisieren und mit den Softwareanbietern zu kommunizieren.

Alle genannten Punkte erfordern mehr und qualifiziertes Personal in den Museen, Museumsbibliotheken, sonstigen Sammlungen und auf Seiten der GND.

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„Linked Open Data nutzen, Redaktionsprozesse optimieren“

Die in den Museen gepflegten kontrollierten Vokabulare (Normdaten) sind stark strukturiert, verfügen oftmals über Definitionen und sind auf die ordnenden Bedarfe der Sammlungen abgestimmt. Im Bereich Objektbezeichnung / Sacherschließung lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: Fachvokabulare, wie z. B. Nomisma (Numismatik), ICONCLASS (Kunstwissenschaften) oder EwaGlos (mehrsprachiges Glossar konservatorischer Begriffe für Wandmalereien), und übergreifende Systematiken/Klassifikationen sowie Thesauri à la: „Wortnetz Kultur“ (Landschaftsverbands Rheinland), die „Hessische Systematik“, die Objektbezeichnungsdatei (OBG) zielen vor allem auf Museen mit einem weiten Sammlungspektrum. Dabei berücksichtigen sie im Bereich Normdaten für Personen / Körperschaften und Ortsangaben häufig regionale Anforderungen.

Für ältere Vokabulare sind der Aufwand und die rechtlichen Rahmenbedingungen für deren Ertüchtigung zu einem Linked-Open-Data-fähigen Vokabular zu prüfen. Die „großen“ museumsrelevanten Vokabulare hingegen erfüllen in zunehmenden Umfang die Bedarfe von Linked Open Data. Es werden technische Schnittstellen, eindeutige rechtliche Auszeichnungen und stabile URIs für die maschinenlesbare Nutzung der Daten bereitgestellt. Die Vokabulare des Getty Research Institute (AAT, ULAN, TGN), Nomisma oder Iconclass etc. sind gute Beispiele für diese Entwicklung. Neu entstehende kontrollierte Vokabulare zur Provenienzforschung, für Material und Technik, Benennung von Ethnien etc. und aktuelle Fachportale bieten ebenfalls entsprechende Dienste an.

Die aktive Nutzung dieser Daten und Dienste bietet eine Option zur Vernetzung, Anreicherung und Ergänzung des Vokabulars der GND. Sie können zur Unterstützung, Beschleunigung sowie Vereinfachung redaktioneller Prozesse innerhalb einer „trusted community“ im Kulturbereich eingesetzt werden.

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„Laßt uns ins Tun kommen."

Zum Ende des Auftaktes des GND-Forums Museen und Sammlungen fragten die Moderator*innen die immer noch fast 300 Teilnehmenden: Wollen wir dieses Gespräch fortführen oder sogar im Rahmen einer Interessengruppe Museen und Sammlungen verstetigen? Das Votum war sehr eindeutig - siehe nebenstehenden Screenshot - für die Fortsetzung, aber vor allem will man schnell konkrete Schritte unternehmen. Diese könnten sein:

  • ein Mapping der verwendeten Fachvokabulare und Thesauri wie zum Beispiel den AAT, Iconclass, Wikidata oder die OBG mit der GND durch die über das GNDmul-Projekt vorgestellten Arbeitsprozesse (siehe GND-Mappings zu externen Thesauri)
  • die Software-Anbieter für die Erschließung von Objekten in Museen und Sammlungen dazu motivieren, die Verknüpfung mit Normdaten unmittelbar zu integrieren, ggf. mit direkten Schnittstellen für die Abfrage von GND-IDs aus dem eigenen System heraus
  • in einem Folgetreffen vorstellen, was das Gründen einer Interessengruppe Museen und Sammlungen im GND-Netzwerk beinhaltet könnte

Die Veranstalter des ersten Forums versprachen daher nicht nur rasch eine Dokumentation der Vorträge und Ergebnisse vorzulegen, sondern auch den Kreis der Teilnehmenden einzuladen, zum Beispiel einer Mailingliste beizutreten, über die sich der Kreis der Interessierten künftig organisieren kann. Ziel sollte sein, ein ebenso differenziertes wie auch umsetzbares Arbeitsprogramm für die Interessengruppe zu entwickeln. Dieses Programm könnte schon auf der Herbsttagung der FG Dokumentation des Deutschen Museumbundes im Rahmen einer Art "Gründungssitzung" der GND-IG Museen und Sammlungen vorgestellt werden.

Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

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Aus dem zweiten Programmblock:
Serviceteil

(kommentierte) Liste der Links aus dem Chatprotokoll

Klärung der Begrifflichkeiten:

GND Allgemein

Andere Thesauri/Vokabulare

Diverses

Veranstalter