Studienbesuch „Besucherorientierung am Beispiel dreier Bonner Museen“

Sich an den Bedürfnissen der Besucher orientieren – dieses Anliegen teilen das Beethoven-Haus, das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und das Kunstmuseum Bonn.

Mit ihren zum Teil ganz unterschiedlichen Voraussetzungen, Schwerpunkten und Herangehensweisen suchten sie den Austausch mit interessierten Kolleginnen und Kolleginnen aus anderen Häusern: Um Erfahrungen weiterzugeben und zur Diskussion zu stellen, um die eigene Arbeit zu hinterfragen und so neue Impulse für die Zukunft zu bekommen.Dazu hat der  erste Studienbesuch im  Rahmen des Projektes  „HauptsachePublikum“ im Oktober 2017 Anlass, Raum und Gelegenheit geboten. Zwölf Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus ganz Deutschland und aus Häusern aller Sparten und Größen gingen der Frage nach, wie sich Besucherorientierung als Leitgedanke in die Museumsarbeit implementieren und auf die verschiedenen Arbeitsbereiche des Museums anwenden lässt.

Folgende Fragen standen im Fokus:

Das Beethoven-Haus steht am Anfang eines großen Veränderungsprozesses: Die Dauerausstellung wird neugestaltet, neue Wechselausstellungsflächen und ein Seminarraum kommen dazu, der Museumsshop zieht um. Dr. Nicole Kämpken, Projektleiterin der Maßnahme und Sophia Allef, Assistentin der Museumsleitung,  bieten einen Einblick in den derzeitigen Umgang mit Besucherorientierung und in die konzeptionellen Überlegungen für die Umgestaltung, bei denen die Orientierung am Besucher eine zentrale Rolle spielt. Schließlich präsentiert das Museum sein digitales Archiv, das allen Interessierten online, auch außerhalb des Museums, einen Zugang zu einzigartigen Musikhandschriften, Erstausgaben und Bildern aus der Sammlung ermöglicht.

Das Kunstmuseum Bonn zeichnet sich durch ein differenziertes Bildungs- und Vermittlungsprogramm aus, das z.T. sehr genau auf ausgewählte Zielgruppen zugeschnitten ist. Dr. Sabina Leßmann, Kuratorin für Bildung und Vermittlung, erläutert das dahinter stehende Konzept. Wie werden Zielgruppen definiert? Wie entscheidet man, wer gezielt angesprochen wird und wer nicht? Und wie und auf welcher Basis werden die Angebote auf die Bedürfnisse einzelner Zielgruppen zugeschnitten?  Außerdem wird es im Kunstmuseum um eine veränderte, an den Bedürfnissen der Besucher orientierte Nutzung und Einrichtung der Räume gehen.

Im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist Besucherorientierung bereits seit der Eröffnung 1994 Leitgedanke. Dr. Simone Mergen, Bildungsreferentin, zeigt, wie sich diese Querschnittsaufgabe in allen Arbeitsbereichen des Museums niederschlägt.  Ausstellungen, Bildungsprogramme und Besucherservice sind dabei nur drei herausgehobene Teilbereiche. Durch kontinuierliche Besucherforschung und Ausstellungsevaluation, auch durch ein standardisiertes Beschwerde- und Feedbacksystem, hat das Museum gute Kenntnis von seinem Publikum. Annahmen über die Bedürfnisse, Erfahrungen und Eindrücke der Besucher werden hinterfragt und beständig weiterentwickelt.

Die Studienfahrt setzte sich aus geführten und selbständigen Ausstellungsbesuchen, Präsentationen, Arbeit in Kleingruppen und Diskussionen im Plenum zusammen. Die Beispiele boten einen Reflexionsanlass und lieferte Inspiration. Dabei legten wir ein besonderes Augenmerk auf die Übertragbarkeit der Konzepte auf kleinere, ggf. finanziell oder personell schlechter aufgestellte Museen.