Blick in die Ausstellungsräume des Adenauerhauses
Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Foto: Daniel Stauch

Das Adenauerhaus zeichnet sich durch individuelle Programmgestaltung aus

Im Adenauerhaus in Bad Honnef-Rhöndorf wird Besucherorientierung groß geschrieben! Das Museum geht auf die individuellen Bedürfnisse seiner Besuchergruppen ein und entwickelt maßgeschneiderte Programme jenseits von Standardmodulen.

Wenn historisch-politisch interessierte Gruppen Ihre Besuchsprogramme planen, haben Sie oftmals recht konkrete Vorstellungen, welche Themenschwerpunkte den Teilnehmern vermittelt werden sollen. Das Adenauerhaus in Bad Honnef-Rhöndorf ist als eher kleines Haus mit rund 35.000 Besuchern im Jahr in der glücklichen Lage auf die individuellen Bedürfnisse dieser Besuchergruppen einzugehen. Das Museumsteam des Adenauerhauses in Bad Honnef-Rhöndorfist ist stets gewillt maßgeschneiderte Programme für spezifische Interessen hinsichtlich des Inhalts und der Dauer jenseits von Standardmodulen zu entwickeln. Dies ist vor allem auch der großzügigen Unterstützung des Bundes geschuldet, die es ermöglicht, alle Programme kostenlos umzusetzen, da historisch-politische Bildung jedem zugänglich gemacht werden soll. Hier ein paar Beispiele:

Vorschulkinder werden zu Adenauerexperten

Im Frühsommer waren zum wiederholten Male zwölf Vorschulkinder (5 ½ bis 6 ½ Jahre) eines örtlichen Kindergartens zu Besuch, um zu Adenauerexperten ausgebildet zu werden. An drei Vormittagen waren die Kinder jeweils zweieinhalb Stunden im Haus, um das Leben des ersten Bundeskanzlers zu erkunden. In den insgesamt siebeneinhalb Stunden haben sie sich auf spielerische Art der Persönlichkeit Adenauers angenähert, mehr über die historischen Lebensumstände erfahren, Boccia gespielt, gebastelt und die versteckten Winkel des Wohnhauses kennengelernt. Kinder in dieser Altersgruppe müssen dort abgeholt werden, wo sie in ihrer kognitiven, motorischen und sozialen Entwicklung stehen. Einfache Sprache, Abwechslung in der Methodik zwischen Konzentration und Bewegung sowie Anbindung an die eigene Lebenswelt sind der Schlüssel dazu. Das Museum ist längst nicht mehr stiller Musentempel, sondern ein lebendiger Vermittlungsort, der durch kindgerechte Aufbereitung eines Themas zum wiederholten Besuch einlädt.

Lehrerfortbildung im Adenauerhaus

Anfang Juni besuchten 200 Lehrer das Adenauerhaus, um sich fortzubilden. Am Vormittag lag der Schwerpunkt für das erste Kollegium auf dem Thema Europapolitik. Innerhalb eines dreistündigen Programms wurden die Anfänge der Europäischen Gemeinschaft, die europapolitischen Vorstellungen Adenauers und das Wirken der Väter Europas beleuchtet. Durch die Zusammenarbeit mit der Regionalvertretung der Europäischen Kommission konnte die Brücke in die Gegenwart geschlagen werden, so dass auch aktuelle politische Fragestellungen behandelt werden konnten. Dies entspricht den schulischen Anforderungen, einen Aktualitätsbezug herzustellen und die Relevanz des Stoffs für die Gegenwart deutlich zu machen. Dies ist gerade im Fächerverbund Geschichte-Politik maßgeblich. In der offenen Diskussionsrunde wurden diverse Europathemen so kontrovers erörtert, wie dies auch im Unterricht erfolgt. Damit wurde auch dem Bedürfnis nach der methodischen Erprobung einer Debattenkultur Rechnung getragen. Am Nachmittag schließlich bildete sich ein zweites Lehrerkollegium zum Thema „Adenauer und die Musik/Kunst“ fort. Insgesamt sieben Stunden dauerte die gesamte Schulung.

Adenauer-Projektwochen

Im ersten Halbjahr führten mehrere Schulen Adenauer-Projektwochen durch. So befasste sich ein Gymnasium nahezu allumfassend im Rahmen eines kompletten Projekttages mit Adenauers Biographie. Dies beinhaltete sehr komplexe Fragestellungen wie den Umgang mit der NS-Vergangenheit und der Causa Globke – bis hin zur Deutschen Frage und den Konzepten zur Wiedervereinigung und zum KPD-Verbot. Für alle Fragestellungen wurde pädagogisches Material zur Verfügung gestellt. Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit wurden die Ergebnisse vorgestellt und besprochen. Da die Schüler aus ihrem Spezialthema Referate entwickeln sollten, wurde die jeweilige Materie sehr intensiv besprochen, strukturelle Hinweise zum Aufbau der Arbeit und Literaturhinweise gegeben und weitere Recherchemöglichkeiten dargelegt. Dies sollte den Weg ebnen zu einer intensiveren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Thematik in den Folgewochen. Eine Hauptschullehrerin entwickelte mit viel Engagement eine Biparcours-App zu Adenauers Leben und Wirken, die bei den Schülern großes kreatives Potential freisetzte. Das Adenauerhaus unterstützte das Projekt inhaltlich im Vorfeld und begleitete die Schüler an vier Tagen. Das selbständige, schöpferische Arbeiten der Kleingruppen stand dabei im Vordergrund. Die Möglichkeit, ein sichtbares Endprodukt zu schaffen und dafür Punkte zu erhalten, spornte die Teams an.

Dies sind nur ein paar Beispiele, die zeigen sollen, dass Besucherorientierung im Adenauerhaus groß geschrieben wird. Das pädagogische Team versucht im musealen Alltag allen Anforderungen von Besuchern gerecht zu werden und individuelle Wünsche an die Programmplanung – oftmals auch sehr kurzfristig – zu berücksichtigen. Dazu gehört, dass laufend neue Programme entwickelt werden. Auch dann, wenn diese im Museumsalltag nicht laufend nachgefragt werden und als Standardmodul Verwendung finden könnten.

Claudia Waibel, Mitarbeiterin der Museumspädagogik sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus