In Kooperation mit der Direktion Museen der Klassik Stiftung Weimar (KSW) lud die Fachgruppe Kunstmuseen und Kulturgeschichtliche Museen des Deutschen Museumsbundes (DMB) am 11. November 2024 zu ihrer diesjährigen Herbsttagung nach Weimar ein. Im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums erörterten Expertinnen und Experten aus der deutschen Museumslandschaft sowie der freien Wirtschaft Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen Transformation in der modernen Museumsarbeit. Den titelgebenden Schwerpunkt legte die Veranstaltung auf die zeitgemäße Einbindung, Anwendung und Weiterentwicklung digitaler Vermittlungsangebote und die vielfältigen Anwendungsperspektiven von Künstlicher Intelligenz in Museen.
Sebastian Ruff (Stiftung Stadtmuseum Berlin) gab einen Einblick in seine vielfältige Tätigkeit im Fachteam c-Culture. Die Kunst des Promptens in der Bildgenerierung war Thema des freien Grafikdesigners Felix Koutchinski. Er stellte u.a. das KI-Bildtool Midjourney vor. Raffael Mocco Schiller und Javier Soto Morras (Neeeu, Berlin) veranschaulichten an verschiedenen Beispielen wie KI den individuell angepassten Besuch von Museen und Ausstellungen ermöglicht. Michael Reinermann (Generation Digitale, Hamburg) mit dem Titel „Vom WOW zum HOW“ wägte differenziert Pro und Contra des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Museumsalltag ab. Abschließend führte Kristina Johannes, Kulturmanagerin in der Abteilung Sammlungs- und Ausstellungsmanagement der Direktion Museen der Klassik Stiftung Weimar im Goethe-Wohnhaus die 2022 eröffnete Medienstation „Goethe Apparat“ sowie das seit 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Goethe Live 3D“ vor.
Die Präsentation von Sebastian Ruff steht hier zur Verfügung,
Arbeit an den Sammlungen ist per se nachhaltig, da materielle Kultur für die Zukunft verwahrt wird. Deswegen wird die Fachgruppe Kulturgeschichtliche Museen und Kunstmuseen nochmals das Thema Depot auf die Agenda setzen. Auch wenn in den letzten Jahren zahlreiche Depots in Deutschland neu entstanden und gebaut wurden, sind in zahlreichen Museen die Standards immer noch schlecht und es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass jeden Tag in deutschen Museen materielle Kultur verloren geht oder Schaden erleidet. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit muss das Thema Depot nochmals neu gedacht werden. Können konservatorische Standards zurückgefahren werden, um Depots nachhaltiger und kostengünstiger zu realisieren und zu betreiben? Was sind prioritäre Erfordernisse, wo können Ersparnisse mehr Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit erbringen? Gerade kleinere und kommunale Museen können sich teure Depotbauten oftmals nicht leisten, auch ist das Sammlungsspektrum hier oft sehr heterogen und setzt sich aus sehr unterschiedlichen Materialien zusammen. Auch stellt sich die Frage, wie ein modernes Depot nachhaltig arbeitet und wie die Tatsache, dass ein modernes Depot erst das Arbeiten mit der Sammlung ermöglicht, letztendlich Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit im Ausstellungsbereich und auch in der Vermittlung ist.
In zahlreichen Museen wird gebaut und zwar oftmals im laufenden Betrieb. Nur im Rahmen von Generalsanierungen werden Museen komplett geschlossen und eröffnen erst Jahre später. Ein Großteil der Museumsbaustellen in Deutschland läuft im Regelbetrieb, es werden oft nur Teile des Hauses gesperrt, um den Museumsalltag aufrecht zu erhalten. Zu groß ist die Sorge, dass ein Museum komplett vergessen werden könnte, wenn es zu lange verschlossen bleibt.
Oftmals sind es aber ganz pragmatischen Gründe, die zum Bauen im laufenden Betrieb führen. Es fehlt an Geld, die Baumaßnahme muss gestreckt werden. Auch werden oft Reparaturarbeiten durchgeführt, die dann letztendlich so umfangreich ausfallen, dass sich auch eine Totalsanierung hätte rechtfertigen lassen. Bauen im laufenden Betrieb fordert den Museen ein hohes Maß an Flexibilität ab. Es führt zu einer Gefährdungslage, Einbruch- und Brandschutz sind oftmals nicht ausreichend gewährleistet.
Andererseits entspricht das Bauen im laufenden Betrieb einem Museum, das sich immer wieder neu erfindet und ständig erneuert. Es bietet die Chance, in die Jahre gekommene Dauerausstellungsbereiche aufzulösen und diese neu zu gestalten. Allerdings ist bei Bauprojekten oftmals die Bauherrenschaft ein Problem. Nicht das Museum hat den Hut auf, sondern kommunale Bauämter oder Landesbehörden, die oftmals die Wünsche und Erwartungen der Museen nicht verstehen und es bei den Abstimmungsprozessen zu Reibungsverlusten kommt und die Trennung zwischen Architektur und Einrichtung oft schwierig ist. Auf der Herbsttagung soll an insgesamt vier Fallbeispielen Möglichkeiten und Schwierigkeiten solcher Bauprojekte in einem offenen Austausch diskutiert werden.
In Kooperation mit dem Arbeitskreis Konservierung / Restaurierung.
Wie können Museen attraktiver werden? Was könnte eine nachhaltige Zukunftsvision von Museen sein? Soll die bisherige Strategie weiter auf immer häufiger wechselnde, leihgabenbasierte Sonderausstellungen abzielen – nach dem Motto „höher, schneller und weiter“? Oder gibt es auch andere Wege, die ebenfalls die Attraktivität des Ortes Museum steigern, doch ohne dass Kunst aufwändig und CO²-intensiv durch die Welt geschippert werden muss? Nicht zuletzt leiden mitunter die Objekte selbst unter den Reisestrapazen. Wenn Kunst auf Reisen geht, hat das weder nachhaltigen noch bewahrenden Charakter. Museen der Zukunft könnten anstatt von Leihgabenausstellungen sich stärker auf ihre Sammlungen konzentrieren und aus dem eigenen Bestand Ausstellungen entwickeln.
Doch wie geht das mit den Erwartungen der heutigen Gesellschaft einher? Die meisten Menschen nehmen Museen hauptsächlich über besuchte Ausstellungen wahr. Objekte aus der eigenen Sammlung flankieren dabei oft bloß Ausstellungen oder ergänzen unauffällig spektakuläre, zugereiste Gastobjekte aus aller Welt. Doch was wäre, wenn Museumsmacher mehr über ihre Arbeit in Ausstellungen erzählen würden? Wenn der Fokus auf den eigenen Sammlungsbeständen läge? Wenn die Objektgeschichten aus den Depots und Werkstätten ins Rampenlicht geholt werden würden?
Die Wissenschaftler der Museen können sich wieder verstärkt mit den Inhalten und Kontexten des eigenen Bestands beschäftigen. Kuratoren und Restauratoren können durch ihre Nähe zu den Objekten spannende Themen für Sammlungspräsentationen liefern: Was wurde gesammelt und warum? Wie wurden die Objekte gemacht und was ist ihnen in Laufe der Zeit zugestoßen? Wie sind sie gealtert, beschädigt und wieder restauriert worden? Was ist das besondere an diesen Exponaten und was kann man tun, um ihren Erhalt für zukünftige Generationen nachhaltig zu sichern? All diese Fragen beschäftigen auch Besucher, Nutzer, und Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.
Bei der Frühjahrstagung wurden Best-Practice-Beispiele der Zusammenarbeit zwischen Restauratoren und Kuratoren mit den eigenen Sammlungen aufgezeigt, deren Ergebnisse in attraktiven Ausstellungen münden. Ziel war es, Anregungen zu geben und den Fokus auf die Arbeit mit der eigenen Sammlung zu richten.
Die Corona-Pandemie hat Kultureinrichtungen und auch Museen hart getroffen. Auch nach der Wiedereröffnung der Museen im Frühjahr 2021 sind die Besuchszahlen nur langsam wieder gestiegen, oftmals führten strenge Zugangsregeln zu einem Rückgang der Besuchenden. Einnahmeverluste gefährden nun teilweise die Refinanzierung von Ausstellungen, Budgetkürzungen stehen den Museen vor allem im kommunalen Kontext ins Haus. Die Notwendigkeit, die Digitalisierung voranzutreiben, hat zu einem erhöhten Finanzbedarf geführt. Förderprogramme haben bislang im Museumsbereich kaum für einen Ausgleich gesorgt.
Diese schwierigen Grundvoraussetzungen erfordern ein noch stärkeres solidarisches Miteinander unter den Museen: Kooperationen sind bei Ausstellungen und Vermittlungsformaten gefragt, zudem braucht es dringend Förderinstrumente und Hilfestellungen im Bereich der Digitalisierung auch für kleinere Museen, zudem sind Serververbünde und gemeinschaftliche Online-Plattformen nötig.
Synergien können helfen zukünftig mit schrumpfenden Ressourcen umzugehen. Ausstellungen sollten zukünftig an mehreren Orten gezeigt werden, dazu müssen Kooperationen schon zu Beginn des jeweiligen Projektes geschlossen werden. Genauso wichtig ist der offene und transparente Wissenstransfer zwischen den Museen. Nachzudenken wäre über die Idee, dass größere Häuser Partnerschaften mit kleineren Häusern eingehen und diese in einem solidarischen Miteinander beraten und unterstützen.
Seit mehr als einem Jahr kämpfen die Museen mit den Auswirkungen der Pandemie. Von der Politik zunächst kaum wahrgenommen, sind zuletzt die Museen bei der Bund-Länder-Regelung vom 4.3.2021 als eigener Bereich aufgeführt worden. Vieles hat sich in den letzten Monaten geändert, manche Gewissheit ist verloren gegangen. Die großen Themen wie Digitalisierung und Online-Ausstellungen haben deswegen großen Auftrieb genommen. Vieles ist ausprobiert worden, selten wurde so viel experimentiert an den deutschen Museen wie in der derzeitigen Krise.
Dem neuen Medium entsprechend werden insgesamt zehn Kurzvorträge präsentiert, die von einer einheitlich durchlaufenden Powerpoint-Präsentation begleitet werden. Zu den Themen zählen neue digitale Vermittlungsformate, Online-Sammlungen, aber eben auch, wie die Digitalisierung den Arbeitsalltag im Museum verändert. Apps werden entwickelt, Social-Media-Kanäle bespielt, neue Vermittlungsformate diskutiert. Beispiele aus der Museumspraxis sollen motivieren, einen offenen und kollegialen Diskurs anzuregen. Wenn neue Ideen entwickelt werden, ist es umso wichtiger, Wissen und Erfahrungen unter den Museumskolleg*innen zu teilen.
Fragen der Vermittlung sind von zentraler Bedeutung für die Museumsarbeit und erlangen in Zeiten von Bildungsmisere, schwindender Schulbildung, Frage nach einem einheitlichen Bildungskanon und einem sich stets weiter ausdifferenzierenden Themenspektrum immer größere Brisanz. Hierbei ist es unerheblich, ob man in der Abteilung Bildung und Vermittlung, der Museumspädagogik, den Wissenschaftlichen Sammlungen oder der Restaurierung beschäftigt ist. Allerdings fehlt es den Museen oft an qualifiziertem Vermittlungspersonal. In der Regel wird daher auf freie Kräfte zurückgegriffen, die die Inhalte vermitteln sollen. Diese sind aber nicht fest angestellt, sondern bieten ihre Dienste als selbständige Dienstleister an. Kann in einer solchen Situation überhaupt eine Kontrolle über die vermittelten Inhalte stattfinden, und ist es möglich, ein Qualitätsmanagement vorzunehmen, ohne dass das Problem der Scheinselbständigkeit auftritt?
Zwei Kollegen aus Mannheim und Karlsruhe widmten sich dem Komplex der Scheinselbständigkeit an Museen und zeigten bei der Herbsttagung einen möglichen Weg aus dem Dilemma auf.
Dr. Jens Bortloff, Technoseum Mannheim
Scheinselbständigkeit in der Museumspädagogik. Ein Problem und seine Lösungsmöglichkeiten
Dr. Elke Kollar, Bundesverbandes Museumspädagogik e.V., Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Praktische Erfordernisse und Qualitätskriterien in der musealen Vermittlung
Im Fokus der Frühjahrstagung im Rahmen der DMB-Jahrestagung stand das Theme digitale Vermittlungsangebote. An zahlreichen Museen werden digitale Vermittlungsangebote wie beispielsweise Multimediaguides oder Museums-Apps vorbereitet oder befinden sich bereits in der Erprobung. Wenn man sich umhört, herrscht allerdings in der Fachwelt viel Verunsicherung, in welche Richtung sich die digitale Vermittlung an den Museen entwickeln wird. Meist werden auf Tagungen und Konferenzen best practice-Beispiele in Museen wie dem Städel oder dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg angeführt, die mit großen finanziellen Aufwendungen digitale Strategien entwickelt haben. Es fehlen aber umfassende Studien zum Nutzerverhalten der Besucherinnen und Besucher, noch weniger lässt sich über zukünftige Nutzerverhalten aussagen. Deswegen bewegt viele die Frage, welche Rolle digitale Vermittlungsangebote in der Zukunft spielen werden, wie sich neue digitale Formate mit klassischen analogen Vermittlungskonzepten vereinbaren lassen und wie sich diese auch in kleineren und mittleren Museen umsetzen lassen. Mit drei Fachvorträgen wurden im Rahmend der Tagung die anstehenden Entwicklungen für die Kulturhistorischen Museen und Kunstmuseen diskutieren.
Wiltrud Gerstner, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Digitale Anwendungen im Museum. Zwischenbilanz der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Thomas Lilge, Humboldt-Universität Berlin
Digitale Anwendungen für das Museum der Zukunf. Personalisiert – Partizipativ – Global vernetzt
Bild- und Urheberrechte spielen in vielfältigen Bereichen der Museumsarbeit eine Rolle, sei es im Marketing, in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bei Publikationen, in der Vermittlung und Bildung, der Verwaltung, dem Bauwesen oder der Restaurierung. Bei der Herbsttagung der Fachgruppe Kulturhistorische Museen und Kunstmuseen am 19. November 2018 im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig wurden drei Vortragende eingeladen, die das Problem aus juristischer, verwertungsgesellschaftlicher und musealer Sicht darstellten. Die ausführlicheren PowerPointPräsentationen der drei Beiträge finden sich hier:
Inka Drögemüller
Kritische Stellungsnahme zur Abrechnungspraxis der VGBK
Dr. Helge Langhoff, VG Bild-Kunst
Durchsetzung von Bildrechten mithilfe der VG Bild-Kunst
Dr. Martin Mitschke, Mitschke Rechtsanwaltskanzlei
Urherberrecht und Museen