Lernen zu handeln – Handlungsempfehlungen für nachhaltige Bildungsprogramme

Qualitativ hochwertige Bildung für alle Menschen ist eine Grundvoraussetzung zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 und für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft.  Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat das übergeordnete Ziel, gemeinsam eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen. BNE bedeutet daher: Lernen zu handeln.

Eine entsprechende Bildungsarbeit ermöglicht es jedem einzelnen Menschen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. BNE vermittelt umfassende Handlungs- und Gestaltungskompetenzen, die die Menschen dazu befähigen, aktiv an Beteiligungsprozessen mitzuwirken und ihre Zukunft, für sich selbst wie auch gemeinschaftlich, zu gestalten. BNE befördert zudem ein ganzheitliches Verständnis globaler Entwicklungen und eine weltoffene Perspektive. 

Bildung als transformatorisches Lernen

An der Schnittstelle zwischen Museum und Besucher:innen kann eine an BNE orientierte Vermittlungsarbeit mit der Vielfalt ihrer Methoden in der personalen und medialen Vermittlung die Besucher:innen persönlich erreichen und zur Interaktion anregen. Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes „Whole Institution Approach“ thematisiert BNE dabei nicht nur Vermittlungsinhalte, sondern bezieht auch die Pädagogik und die Gestaltung der Lernumgebungen ein. So spielt die an BNE ausgerichtete Bildungsarbeit auch eine wichtige Katalysatorenrolle für das Erreichen der SDGs und der Implementierung von Nachhaltigkeit und nachhaltigen Strukturen in Museen und der Gesellschaft.   

BNE basiert auf einem Bildungsverständnis, nach dem Wissen von Lehrenden, Lernenden und ggf. weiteren Beteiligten gemeinsam geschaffen wird (Konstruktivismus) und nach dem die Lernenden Kompetenzen aktiv erwerben. Die Vermittlung von Gestaltungskompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung entspricht einer Bildung als transformatorisches Lernen. Sie setzt daher Methoden ein, die partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives und diskursives Lernen unterstützen. 

Die Kernelemente einer effektiven BNE können Ihnen bei der Konzeption Ihrer Bildungsprogramme helfen:

  • Schaffen Sie zielgruppenspezifische Angebote  
  • Verankern Sie Nachhaltigkeit in Ihren Lernangebote  
  • Arbeiten Sie handlungsorientiert und partizipativ  
  • Vermitteln Sie situationsorientiert und mit Alltags- und Lebensweltbezug  
  • Konzipieren Sie Ihre Bildungsprogramme erlebnisorientiert  
  • Fördern Sie positive Emotionen  
  • Kommunizieren Sie soziale Normen  
  • Wählen Sie einen geeigneten Veranstaltungsort  
  • Vermitteln Sie wissensbasiert  

Weitere Handlungsempfehlungen für eine transformative Bildungsarbeit: 

  • Schaffen sie Räume, um Transformationsprozesse greifbar zu machen und sie sozialverträglich mitzugestalten. Binden sie dabei Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen ein und machen Sie das Museum zu einer Austauschplattform für Expert:innen und Laien. 
  • Prüfen Sie Ihren individuellen Bezugspunkt zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 (SDGs). Diese beinhalten Zielvereinbarungen für eine nachhaltige Entwicklung und können einen Wertehorizont, Anknüpfungspunkte und Handlungsfelder aufzeigen. Entwickeln Sie darauf aufbauend neue Narrative und vermitteln Sie diese multiperspektivisch und multidimensional.     
  • Entwickeln Sie Bildungs- und Informationsmedien zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen, sowohl über die Institution Museum als auch über die Themenkomplexe des Museums. 
  • Regen Sie in den Aktionen Ihres Museums den Austausch über ein nachhaltiges und ökosensibles Leben an. Berücksichtigen Sie bei der Planung und Durchführung vor allem die psychischen Ressourcen Achtsamkeit und Solidarität, Selbstakzeptanz, Selbstwirksamkeit, Sinnkonstruktion und Genussfähigkeit. Was das menschliche Wohlbefinden fördert und die Selbstakzeptanz steigert, wird ein Umdenken beeinflussen.  
  • Widerlegen Sie Klimamythen in Ihren Ausstellungen, Bildungsangeboten, Öffentlichkeitsarbeit und Mitarbeiter:innen-Schulungen. Hierbei kann ein Klimakommunikationstraining hilfreich sein (siehe auch den Beitrag zu Nachhaltigkeitskommunikation).  
  • Vermitteln Sie, wie unsere Vorfahren beispielsweise mit Klimaveränderungen umgegangen sind und welche nachhaltigen Lösungen sie entwickelt haben.  
  • Reflektieren Sie die kolonialen und imperialistischen Verbindungen Ihres Museums in Vergangenheit und Gegenwart und tragen Sie im Sinne der Klimagerechtigkeit aktiv zum öffentlichen Verständnis kolonialer und kapitalistischer Systemstrukturen bei.  
  • Streben Sie an, ein Ort der Gleichberechtigung, der sozialen Gerechtigkeit und Transparenz zu werden.  

Weiterführende Literatur:   

  • Education for Sustainable Development: A Roadmap. Erstmals veröffentlicht im Jahr 2020 von der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), Paris (Frankreich).
  • Über die Kunst, den Wandel zu gestalten. Kultur, Nachhaltigkeit, Bildung, 2020.
  • Wir retten die Welt. Kunstpädagogik und Ökologie, 2020.