Museum macht stark: Projekteinblick

Kinder und Jugendliche für das Museum begeistern, ihnen die Möglichkeit geben, ein Museum von innen kennenzulernen und selbst Teil davon zu werden, diese Ziele verfolgen wir mit unserem Projekt „Museum macht stark“.

Die Arche Warder ist Mitglied im Museumsverband Schleswig-Holstein und erzählt in ihrem Besucherzentrum DOMESTICANEUM auf 300 Quadratmetern die Geschichte von Haus- und Nutztieren im Wandel der Jahrtausende als interaktive Ausstellung. Die Besonderheit ist dabei die Verknüpfung der Ausstellung mit dem Landschaftstierpark, der ermöglich, dass die Tiere des Tierparks und die Inhalte des Besucherzentrum im Ausstellungskonzept verknüpft werden. Die Arche Warder setzt in Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Nortorf und den Vermittler*innen der Kulturellen Bildung ein Projekt im Rahmen von “Museum macht stark” um.

Stefanie Klingel, die Projektleiterin des Projekts „Peer Education für das Besucherzentrum der Arche Warder“ – Junge Expert*innen gestalten Audiostationen und führen durch die Ausstellung – hat uns im Interview einige Fragen beantwortet.  

Was zeichnet euren Standort aus? Wie beeinflusst es eure Arbeit? 

Das Besucherzentrum DOMESTICANEUM ist Teil des Landschaftstierparks Arche Warder. Wir sind in der Region Mittelholstein und im Naturpark Westensee ländlich gelegen. Unseren Standort zeichnet eine besondere Verbindung von Innen- und Außenbereich aus: Das DOMESTICANEUM (Innenbereich) mit einer Ausstellung zur Zeitreise der kulturellen Entwicklung von Mensch und Haus- und Nutztier ist verbunden mit dem Außengelände, dem Landschaftstierpark, der den besonderen Reichtum der Nutztierrassen mit über 90 verschiedenen Nutztierrassen mit rund 1000 Tieren zeigt. Das DOMESTICANEUM verknüpft somit den musealen Bereich mit dem Lebendigen im Tierpark. Für die Besuchenden vermittelt sich im Tierpark durch die direkte, hautnahe Begegnung und emotionale Ansprache eine Nähe zu den Tieren, die in Erinnerung bleibt. Gemeinsam mit dem DOMESTICANEUM stellt die Arche Warder einen Beitrag zur Stärkung des kulturellen Erbes dar, da der Erhalt alter Rassen gleichzeitig die Erhaltung wertvollen regionalen Kulturguts bedeutet. 

 Ihr setzt ein Projekt im Rahmen von “Museum macht stark” um. Wen habt ihr erreicht? Was war das Besondere an der Kooperation? (z.B. Bildungslandschaft?) 

Wir haben Kinder und Jugendliche erreicht, die selbst kreativ gestalten wollten und sich mit dem DOMESTICANEUM aktiv auseinandergesetzt haben. Bei den Workshops konnten die Kinder ein positives Selbstkonzept und ihre eigene Gestaltungskraft erfahren. Vor allem Mädchen haben sich in unseren Workshops engagiert: 64 % der Teilnehmenden waren weiblich. 25% der Teilnehmenden haben an mehreren Workshops teilgenommen.  

Welchen Stellenwert hat die kulturelle Bildung// haben außerschulische Angebote in eurer Arbeit?  

Bildung ist eine der 6 Säulen des ganzheitlichen Konzeptes der Arche Warder. Die Arche Warder ist ein NUN (norddeutsch und nachhaltig) zertifizierter außerschulischer Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit. Das Pädagogikteam der Arche Warder hat bereits Bildungsprogramme mit Theater, Malerei, Kunst und Musik zur Kulturellen Bildung erfolgreich umgesetzt und mit zertifizierten Kulturvermittler*innen diesen Lern- und Auseinandersetzungsprozess für Schüler und Schülerinnen, ermöglicht.    

Wie ist die Idee zum Projekt entstanden? 

Das DOMESTICANEUM ist ein interaktives Ausstellungsgebäude, welches in seinem didaktischen Konzept die Prinzipien „Ganzheitlichkeit und Anschaulichkeit“, „Das Lernen über Sinne“, „Urteilsbildung“ und „Mit den Besuchenden in Austausch treten“ vertritt. Darum hat uns die „Peer to Peer“-Education, bei der Kinder als aktive Akteure ihres eigenen Lernprozesses mit Chancen zur Mitbestimmung auftreten, sehr angesprochen.  

Was zeichnet den ländlichen Raum in eurer Region aus und welche Auswirkungen hat dies für eure Arbeit? 

Der ländliche Raum ist geprägt von einer geringen Mobilität. Es gibt wenige Angebote, die Kinder und Jugendliche eigenständig nutzen können. Es fehlt an öffentlichen Busanbindungen und einem sicheren Radwegnetz. Diese fehlende Mobilität macht es Kindern und Jugendlichen schwerer kulturelle Angebote zu nutzen. Auch in unserem Projekt konnten wir nur selten auf den ÖPNV zurückgreifen und nur wenige Kinder kamen mit dem Rad. Dies bedeutete auch, dass Eltern ihre Kinder zu uns fahren mussten – etwas, das nicht alle Eltern leisten können. Wir haben daher die Workshops teilweise auch für die etwas zu jungen Geschwisterkinder geöffnet. Dieses Zugeständnis mussten wir machen, um ein familiengerechtes und im Alltag gut umzusetzenden Angebot zu haben.  

 Was braucht es (noch) für gute Projekte vor Ort? 

Es wäre schön, wenn man im ländlichen Raum und vor Ort in den Dörfern langfristige kulturelle Beteiligungsangebote aufbauen könnte.  

Wie geht es weiter? 

Unser Projekt wird plangemäß auch im ersten Halbjahr 2024 weitergeführt. Wir hoffen, noch viele Kinder mit tollen Workshop-Angeboten zu erreichen.  

Welche Rolle können aus eurer Sicht Museen spielen, um ländliche Räume positiv weiterzuentwickeln? 

Museen spielen genau wie andere Kulturangebote im ländlichen Raum eine wichtige Rolle. Sie bieten Bildungschancen und Teilhabechancen für alle Menschen. Das Thema Kulturelle Bildung im ländlichen Räumen ist von hoher Relevanz, da schon jetzt regionale Unterschiede für Teilhabemöglichkeiten bestehen und im urbanen Raum ein breiteres kulturelles Angebot besteht.  Kulturelle Bildungseinrichtungen in ländlichen Räumen haben oft schwierigere Rahmenbedingungen in Bezug auf wirtschaftliche und soziale Faktoren.  

Wie sieht ein (intensiver) Projekttag aus? 

Die Kinder werden dabei selbst zu Autoren und Autorinnen, Sprecher und Sprecherinnen und erarbeiten gemeinsam mit Daniela Herzberg, einer zertifizierten Vermittlerin der Kulturellen Bildung, eine Audiostation, die später im Besucherzentrum DOMESTICANEUM zu hören sein wird. 

Der Tag beginnt mit dem Erkunden der Ausstellung. Die Gruppe wählt zwei Räume, für die sie Audiostationen gestalten wird, und überlegt, welche Inhalte sie vermitteln möchte. Welche Fragen stellt die Ausstellung? Was wissen die Besuchenden, wenn sie einen Raum betreten? Was haben sie erfahren, wenn sie ihn wieder verlassen? Die Fragen und Antworten hierzu werden notiert und bilden das Gerüst für die Hörstücke in der Audiostation. 

Bei einem Rundgang durch den Landschaftstierpark mit Tierfütterung nehmen die Kinder und Jugendlichen passende Geräusche auf.  

Die Kinder entscheiden sich für ein Thema, die sie selbst für die Audiostation bearbeiten möchten, und schreiben in einer Schreibwerkstatt einen entsprechenden Text. Bei den Audioaufnahmen können alle sämtliche mit einer Audioproduktion verbundenen Tätigkeiten ausprobieren, einmal Regisseur*in, Sprecher*in, Tontechniker*in oder Tonmeister*in sein.