Einheitlicher Klimabilanzstandard für Kultureinrichtungen

Mit den frisch veröffentlichten CO2-Bilanzierungsstandards für Kultureinrichtungen samt zugehörigem CO2-Rechner können Museen und andere Kultureinrichtungen nun nach einheitlichen Vorgaben ihre CO2-Emissionen erfassen, Einsparpotentiale identifizieren und nachhaltige Strategien entwickeln. Der Deutsche Museumsbund war an der Erarbeitung beteiligt und hat die Perspektive der Museen in den Standard mit einfließen lassen. 

Das Erstellen einer Klimabilanz ist ein zentrales Instrument für eine strategische Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit, ganz nach dem Prinzip: What you measure you will manage. Eine Klimabilanz ist eine Übersicht über die Größe und Ursache aller Treibhausgasemissionen, die über einen bestimmten Zeitraum durch den Geschäftsbetrieb ausgestoßen wurden. Auf dieser Grundlage können Maßnahmen zum Klimaschutz entworfen und später überprüft werden. Die kontinuierliche Fortführung und Ausweitung der eigenen Bilanz ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Zukunft.

Ein wichtiger Schritt für die bundesweite Vergleichbarkeit und Fortentwicklung im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit in Kultureinrichtungen ist die Einführung eines gemeinsamen CO2-Bilanzierungsstandards für Kultureinrichtungen samt zugehörigem CO2-Rechner. Er konkretisiert wesentliche Aspekte spezifisch für Kultureinrichtungen, insbesondere in Bezug auf die Systemgrenzen der CO2-Bilanz. Der CO2-Kulturstandard schafft die Voraussetzung, dass sich zukünftig nicht jede einzelne Kultureinrichtung mit der Frage auseinandersetzen muss, wie die CO2-Bilanz aufgebaut sein soll, sondern sie erhält die Möglichkeit eines unkomplizierten Einstiegs in die Treibhausgasberechnung. Auch Programmiererinnen und Programmierer von Anwendungstools können auf den CO2-Kulturstandard zurückgreifen und somit Tools mit vergleichbaren Ergebnissen entwerfen. Mit dem Klimabilanzierungsstandard für die Kultur haben Kultureinrichtungen auf regionaler, Länder- und auf Bundesebene künftig einheitliche Kriterien zur Datenerhebung, um die Faktoren zu CO2-Einsparung selbst ermitteln zu können. Erstmals entsteht dadurch auch eine bundesweite Vergleichbarkeit unter den jeweiligen Klimabilanzen.

Der CO2-Kulturstandard wurde in der Konferenz der Kulturministerinnen und Kulturminister und auch im Kulturpolitischen Spitzengespräch von Bund, Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden am 11. Oktober 2023 beraten und seine Entwicklung begrüßt.

Kostenloses CO2 Tool für die Kultur 

Um die Anwendung zu erleichtern, wurde auf Grundlage des CO2-Kulturstandards ein Excel-Tool entwickelt, mit dem die Berechnung des CO2-Fußabdrucks für Kultureinrichtungen in Konformität zu dem Standard unmittelbar durchgeführt werden kann – der CO2-Kulturrechner. Auch die jährlich zu aktualisierenden deutschen (!) Emissionsfaktoren, die für die standardkonforme Berechnung zu verwenden sind, werden in diesem Tool erfasst und sind darüber einsehbar. Das Tool bietet kleinen und großen Kultureinrichtungen bundesweit in allen Sparten einen schnellen Einstieg in die CO2-Bilanzierung und ist auch ohne umfassende Kenntnisse der Treibhausbilanzierung nutzbar. Es bildet die Voraussetzung zur Reduktion und Vermeidung von Treibhausgasemissionen in den Einrichtungen. Begleitend wurde eine Anleitung zum CO2-Kulturrechner entwickelt. Diese unterstützt die Erstellung des CO2-Fußabdrucks mit dem Excel-Tool und enthält auch ein Glossar der wichtigsten Begrifflichkeiten für die Treibhausgasbilanzierung von Kultureinrichtungen. Neben dem vorliegenden Dokument des CO2-Kulturstandards kann der CO2-Kulturrechner zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks für Kultureinrichtungen wie auch die Anleitung heruntergeladen werden.

Expert:innen-Gruppe

Der Standard wurde unter Federführung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien von einer Expert:innengruppe erarbeitet, in der die Kulturdachverbände wie auch Fachkundige im Bereich Klimaschutz und Treibhausgasbilanzierung vertreten waren. Die Expertinnen- und Expertengruppe setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Kultursparten zusammen, darunter aus Museen, Archiven, Orchestern, Bühnen, Bibliotheken, Film und Soziokulturellen Zentren. Der Deutsche Museumsbund war mit der Projektleiterin für „Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum“ bei der Erarbeitung des Bilanzierungsstandards dabei und konnten die Erkenntnisse des Projekts sowie die Perspektive der Museen in den Standard mit einfließen lassen.

Der CO2-Kulturstandard und der CO2-Kulturrechner mitsamt einer begleitenden Benutzungsanleitung stehen ab sofort als Download bereit:

DOWNLOAD STANDARD

DOWNLOAD HANDBUCH

DOWNLOAD EXCEL-TOOL (Stand 2024)

Treffen der Expert*innengruppe im Sommer 2023

 

Die Mitglieder der Expertinnen- und Expertengruppe sind im Einzelnen:

Prof. Carl Bergengruen, MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gGmbH

Dr. Sebastian Brünger, Kulturstiftung des Bundes

Dr. Michael Bilharz, Umweltbundesamt

Dr. Klara Deecke, Verband deutscher Archivarinnen und Archivare

Stefan Eschelbach, Deutscher Bühnenverein

Detlef Grooß, Unisono, Orchester des Wandels und Nachhaltigkeitsbeauftragter Nationaltheater Mannheim

Kai Heitmann, Museum für Kunst und Gewerbe, Projekt Elf zu Null Hamburg

Dr. Andrea Hensel, Stadt Leipzig

Sina Herrmann, Deutscher Museumsbund

Nathalie Klein, KEA Klimaschutz und Energieagentur Baden-Württemberg gGmbH

Franziska Mohaupt, Bundesverband Soziokultur

Juliane Moschell, Stadt Dresden

Dr. Olga Panic-Savanovic, Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg

Tim Schumann, Deutscher Bibliotheksverband

Maria Zinser, Bucerius Kunstforum, Projekt Elf zu Null Hamburg

Der Prozess wurde moderiert von Jacob Bilabel (Thema 1 GmbH und Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit) sowie Stephan Schunkert (KlimAktiv gGmbH).