Interview mit Andrea Rechenberg

Interview mit Andrea Rechenberg M.A., Kulturanthrophologin und Museumsleiterin des Städtischen Museums Göttingen

Wie setzen Sie für Ihre Volontär*innen eine vorbildliche Ausbildung nach Leitfaden um?
Speziell für die Situation unseres Stadtgeschichtlichen Museums mit wenig Personal haben wir 2017 einen Leitfaden entwickelt:  Das Volontariat – Erwartungen/Wünsche/ Ziele. Dieser wird gemeinsam zu Beginn des Volontariats besprochen. Konkrete Wünsche können formuliert und aufgenommen werden. So wird herausgearbeitet, inwieweit sich die Vorstellungen der Volontär*innen mit der aktuellen Arbeitssituation im Museum decken und ob in der Ausbildung bestimmte Schwerpunkte sinnvoll sind. Alle sechs Monate können die Volontär*innen, auf eignen Wunsch hin, in einem Gespräch die Ziele überprüfen und gegebenenfalls gegensteuern oder anpassen.

Wo sehen Sie besondere Herausforderungen bei der Umsetzung?
Eine Herausforderung besteht in der Anpassung des Leitfadens an die aktuelle Arbeitssituation und die realen Möglichkeiten. Nicht immer kann das Museum in alle Arbeitsbereiche in vollem Umfang Einblick gewähren. Ein Beispiel: Restaurierungen z. B. werden hier ausschließlich mit freien Restaurator*innen durchgeführt und sind meistens Drittmittel finanziert. Letztes Jahr wurden verhältnismäßig viele und unterschiedliche Objekte restauriert. Inwieweit dieses Jahr Projekte stattfinden können, ist hingegen noch unklar. Da müssen zum Teil Alternativen gefunden werden. In unserem großen Außendepot kann das Prinzip der Präventiven Konservierung vermittelt werden. Auch externe Fortbildung spielen hier eine wichtige Rolle.

Was gehört für Sie außerdem noch zu einem guten Volontariat?
Zunächst einmal ein vertrauensvolles Verhältnis. Es muss jederzeit die Möglichkeit bestehen, Fragen zu stellen und Unsicherheiten zu äußern. Inhaltlich sehe ich es als meine Aufgabe an, das ganze Spektrum der Museumarbeit zumindest bekannt zu machen, wenn auch nicht in allen Bereichen praktische Erfahrung gesammelt werden kann. Den Volontär*innen muss außerdem der Raum geboten werden, eigene Interessen und Ideen in die Arbeit einzubringen. Das Volontariat sollte keine Einbahnstraße sein. Beide Seiten können voneinander lernen. Volontär*innen können wichtige neue Perspektiven in den Museumsalltag einbringen.

Was können Volontär*innen selbst tun, damit sie eine gute Ausbildung erhalten?
Volontär*innen sollten die Zeit des Volontariats nutzen, um so viel Fortbildungen wie möglich wahrzunehmen. Leider sind diesem Bestreben durch die Kürzungen im Haushalt Grenzen gesetzt. Ebenso wichtig ist die Vernetzung mit anderen Volontär*innen. Über Austausch und gegenseitige Besuche kann ein breiteres Bild der Museumsarbeit und -landschaft gewonnen werden, als die Ausbildung in einem Haus vermitteln kann. Wichtig ist auch, flexibel auf Angebote zu reagieren. Gerade in kleinen Häusern können sie die Arbeitsschwerpunkte schnell mal verschieben. Eine Offenheit verschiedenen Arbeitsbereichen gegenüber ist von großer Bedeutung.

Wie können Museen einander dabei unterstützen, gute Volontariate zu gewährleisten?
Museen sollten zunächst einmal ihren Volontär*innen ermöglichen, sich untereinander auszutauschen. Wünschenswert wären Optionen, auch die Arbeit an anderen Häusern kennenzulernen. Beispielsweise durch wechselseitige Besuche. Größere Museen könnten kleinere Häuser unterstützen, indem sie etwa Einblicke in ihre Restaurationswerkstätten ermöglichen.

Was erwarten und erhoffen Sie sich von der Initiative Vorbildliches Volontariat?
Erwarten würde ich eine weitere Professionalisierung des Volontariats.