© Ludwig Charts

Museum macht stark: Projekteinblick

Kinder und Jugendliche für das Museum begeistern, ihnen die Möglichkeit geben, ein Museum von innen kennenzulernen und selbst Teil davon zu werden, diese Ziele verfolgen wir mit unserem Projekt „Museum macht stark“.

LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen präsentiert in einem ambitionierten, sich abwechselnden Ausstellungsprogramm in den großzügigen Räumen der klassizistischen Schlossanlage unter drei Hauptfragestellungen Leihgaben aus aller Welt: Die Sammlung Ludwig wird mit ihren von der Antike bis zu aktuellen Kunstpositionen umfassenden Beständen in regelmäßigen Abständen in Ausstellungen, die ungewöhnliche und übergreifende Sujets thematisieren, vorgestellt. Die populäre Galerie widmet sich der Präsentation von Comic, Karikatur, Illustration, Plakatkunst, Fotografie und Ähnlichem, was gemeinhin dem Bereich der angewandten Kunst zugerechnet wird. Die Landmarkengalerie begleitet in regelmäßigen Ausstellungen den Prozess des Strukturwandels der Region und stellt diesen in einen internationalen Kontext.

Im Interview stehen die Projektleiterinnen Ursula Bendorf-Depenbrock und Sabine Falkenbach. Außerdem beantworten die ehemaligen Teilnehmenden Niksan und Henriette, die die Projekte heute als Ehrenamtliche unterstützen, einige Fragen.

Fragen an die Projektleitung: 

Ihr führt seit 10 Jahren immer wieder Projekte im Rahmen von “Museum macht stark” durch. Wie ist die Idee dazu entstanden und welche Projekte habt ihr entwickelt?
Bereits zum Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 hatten wir ein Netzwerk Kunst, Kultur, Vermittlung aufgebaut. Die Fördermittel „Kultur macht stark“ für Bündnisse, speziell die Projektformate „Museum macht stark“ passten zu unseren Projektideen:

LUDWIG:CHARTS
Kinder und Jugendliche erkunden die LUDWIGGALERIE. Sie entscheiden frei, was ihnen besonders gefällt und sprechen über ihre Lieblingsstücke. In der Gruppe einigen sie sich auf eine Auswahl von zehn Werken, die TOP_10. In der Vorbereitungsphase erhalten die Teamer Coachings, die sie auf die Präsentation der TOP 10 vorbereiten. Dazu gehören Körper- und Sprechtrainings sowie mediale Workshops.

LUDWIG:LUST
3x KUNST! 3x STADT! 3x LUDWIG!
Es geht auf „Museumstour“ – Kunst:Raum entdecken auf den Spuren des Sammlerehepaares Peter und Irene LUDWIG. Im Fokus stehen neben der LUDWIGGALERIE in Oberhausen weitere LUDWIG-Häuser in Köln, Aachen oder Koblenz. Die Auswahl wird von den Kindern und Jugendlichen getroffen. Sie erkunden das „neue Kunstmuseum“ in Bezug auf das urbane Umfeld, die Architektur des Gebäudes, die Ausstellung, Sammlung, Präsentation und setzen den Besuch in Kontext zur LUDWIGGALERIE in Oberhausen.

Was war das Besondere an der Kooperation?
In der Städtischen Malschule Oberhausen gestalten Kinder und Jugendliche seit 56 Jahren. Diese Erfahrungen nutzen wir für Aktivitäten im Museum. Feste Kooperationspartner aus dem Ganztag kennen die jeweils wichtigen Bedingungen für die Gelingens-Kultur eines Projektes.

Wen habt ihr erreicht?
Wir haben Kinder, Jugendliche, Eltern, Großeltern, Geschwister, Mitarbeitende vom Ganztag, Lehrkräfte, Schulleitungen, den Kulturdezernenten, Mitglieder des Kulturausschusses, Besucherinnen und Besucher des Museums erreicht.

Was hat sich an eurer Arbeit verändert, während das Projekt existiert und regelmäßig durchgeführt wurde? Welche besondere Entwicklung gab es?
Eine große Veränderung haben wir nach der Corona Pandemie festgestellt: Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder ist verkürzt, ein schnellerer Methodenwechsel ist erforderlich. Gern formulieren die Teilnehmenden Fragen, freuen sich über kurze Antworten. Spielerische Momente werden genossen.

Fragen an Niksan und Henriette als ehemalige Projektteilnehmende, jetzt als Ehrenamtliche dabei:

Ihr habt schon in der ersten Staffel der „LUDWIG CHARTS“ mitgemacht, arbeitet auch als Honorarkräfte im Bereich der Artothek – Bilderausleihe – Ausstellungstechnik und Ideengeber und unterstützt als Ehrenamtliche die neuen Staffeln. Was motiviert euch dazu weiterhin im Projekt dabeizubleiben?

Niksan: „Die Abwechslung! Mich motiviert die abwechslungsreiche Arbeit, mit den Kollegen und Kolleginnen aus dem Projekt zusammen zu arbeiten, neue Menschen kennen zu lernen. Neues kennen zu lernen.“

Henriette: „An sich die gute Arbeitsatmosphäre im Team, weil wir uns so gut und lange kennen.“

Was ist euch aus eurer Zeit im Projekt besonders in Erinnerung geblieben?

Niksan: “Es sind so viele positive Dinge, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Es gibt nicht die perfekte Erinnerung, das Ganze ist schon eine schöne Sache.
Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Fahrt nach Berlin und die Tagung:
die Einladung vom Museumsbund. Alles ist finanziert worden! Fahrt, Hotel, Essen, wir mussten uns um nichts kümmern. Vor Ort wurde Unterhaltung geboten – ein Museumsbesuch, Workshops. Wir hatten das Gefühl gut aufgehoben zu sein.”

Henriette: „Die Foto-Portraits am Ende eines Projektes habe ich nicht vergessen. Mein Portrait hängt noch im alten Kinderzimmer und meine Schwester will es nicht abhängen.
Die Koblenz-Fahrt war auch sehr schön. Meine Freundinnen und meine kleine Schwester waren dabei. Das war richtig schön. Es waren schöne Momente.“

Was ist aus eurer Sicht wichtig, um ein gutes Projekt für Kinder und Jugendliche durchzuführen?

Niksan: „Wichtig ist, dass finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, dass man Projekte für Kinder und Jugendliche interessant gestalten kann. Zum Beispiel Ausflüge, Tagungen. Wichtig ist auch, dass dafür geworben wird, damit man weiß, dass es existiert.”

Henriette: “Projekte spielerisch gestalten, verständnisvoll und Empathie voll zu sein. Kostenlose Fahrten, kostenloses Essen, das fanden die meisten Kinder besonders gut.”

Wie sieht ein intensiver Projekttag im derzeitigen Projekt aus?

Niksan: “Erst mal treffen, essen, kennen lernen, vorstellen was wir machen, Zeit haben und den Kindern die Möglichkeit geben sich frei zu entfalten, Kunst und Kultur kennen lernen, Sinneskarten ausfüllen, Lieblingssachen aussuchen, markieren, sich Gedanken machen, was in ihre Charts einfließt. Ein intensiverer Tag ist eine Museumsfahrt nach Köln, Aachen oder Koblenz mit Stadtbesichtigung auf dem Weg zum Museum inklusiv Lunchpaket, Mittagessen. Sinneskarten und Frottagen sammeln in Kunst-Tüten. Am Ende des Tages reflektieren was toll war.”

Henriette: “Museumsfahrten sind sehr intensiv, Treffen am Hauptbahnhof, mit dem Zug fahren, Tagesablauf besprechen, Material verteilen und erklären, in Gruppen aufteilen.”

Fragen zum Abschluss an die zwei Projektleiterinnen:

Was würdet ihr euch wünschen, damit ihr weitere Projekte gut umsetzen könnt?
Wir wünschen uns eine weitere Vereinfachung der Antragsstellung und des Verwendungsnachweises oder noch besser eine Verstetigung der gut erprobten Projekte, dazu Mitarbeitende auf 520€ Basis. Viele Kunst- und Kultur- Schaffende, Studierende können sich eine „freie Mitarbeit“ nicht leisten.

Was braucht es noch, damit mehr Kinder und Jugendliche ins Museum kommen?
Notwendig ist Zeit für „Kultur“ in Kindergärten, Familienzentren, Schulen und im Ganztag, flexible freie Zeiten im Stundenplan und in der Betreuung, kostenfreie Kultur-Busse.