Sind Personas hilfreich für die Museumsarbeit?

Ja, findet Dr. Werner Schweibenz vom Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Wuerttemberg (BSZ) und erklärt, was es mit den Personas auf sich hat.

Christian Michels ist Controller in einer Bank, also ein Mensch, der auf genaue und verlässliche Informationen großen Wert legt. Beruflich kommt er öfters nach Berlin. Manchmal bleibt er dann über das Wochenende, wobei ihn bei diesen Gelegenheiten seine Frau Karin begleitet. Für die nächste gemeinsame Berlin-Reise planen sie angeregt von einer Fernsehreportage über die antike Stadt Pergamon einen Besuch des Pergamonmuseums, um sich den Altar anzuschauen. Die vorbereitende Recherche für den Besuch erledigt Christian Michels im Internet.

Personas wie Christian Michels sind Stellvertreterfiguren für tatsächliche oder potenzielle Besuchergruppen. Sie sind hilfreich für die Museumsarbeit, weil sie es ermöglichen, quantitative und qualitative Daten aus der Besucherforschung anschaulich zu kommunizieren. Diese Daten können aus verschiedenen Quellen stammen wie beispielsweise aus den Kassensystemen, der Vermittlung bzw. Museumspädagogik, der Beobachtung und/oder der Befragung von Besu-chern (z. B. Interviews, Fokusgruppen, etc.) sowie aus Milieustudien der Marktforschung und/oder der Öffentlichkeitsarbeit. Solche Daten sind in der Regel abstrakt, also alles andere als anschaulich und einfach vermittelbar.

Personas werden auf Grundlage von Daten erstellt. Durch sie werden die Anforderungen, Bedürfnisse und Ziele von Besuchergruppen anschaulich und nachvollziehbar. Mit Hilfe von Personas und Szenarien, kurzen Spielsituationen ähnlich einem Theatersketch, kann das Be-suchserlebnis in konkreten Situationen durchgespielt werden, wobei die Ausgangssituationen und Rahmenbedingungen variiert werden können. Dies ermöglicht zielgruppenorientierte Entwicklungsprozesse von Produkten und Dienstleistungen im Museum.

Um Personas lebendig, überzeugend und erinnerbar zu machen, werden die Daten mit fiktiven Bestandteilen kombiniert. So werden die Personas beispielsweise mit Namen, persönlichen Eigenschaften und individuellen Kennzeichen sowie Fotos versehen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass diese datenbasierten Personas nicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet werden, sondern nur in so groben Zügen, dass sie anwendbare, einnehmende und erinnerbare Charaktere bilden. Diese Charaktere sollen weder durchschnittlich sein noch Stereotypen aufweisen oder gar karikaturhafte Züge annehmen. Denn die Aufgabe der Personas ist es, umfangreiche und abstrakte Daten in fiktiven Charakteren zu bündeln, anschaulich und kommunizierbar zu ma-chen. Diese Personas bilden dann die Grundlage für eine effektive Kommunikation im Team und damit die Gestaltung von zielgruppenoptimierten Produkten oder Dienstleistung im Museum.

Beispiele für Personas und Szenarien finden Sie online in der Vortragsdokumentation „Gibt es typische Museumsbesucher? Eine Einführung in das Personas-Verfahren.“ Vortrag auf der Fachtagung Das Publikum im Blick am 7. November 2013 im LWL-Freilichtmuseum Hagen“.