© lab.Bode/ Ute Klein, 2020

Wir setzen das Museum in Bewegung!

Bis Ende 2020 ist das Bode-Museum auf der Museumsinsel Berlin ein Experimentierfeld. Mit einem Vermittlungslabor im Bode-Museum, einem bundesweiten Volontär*innenprogramm an 23 Museen und begleitenden Diskursveranstaltungen soll modellhaft gezeigt werden, was Vermittlungsarbeit an Museen auszeichnet und was sie bewirken kann.

Das Bode-Museum beherbergt die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst. Kulturinteressierte finden dort eine große Vielfalt an Skulpturen vom frühen Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Doch was interessiert junge Menschen an diesen Darstellungen? Welche für Kinder und Jugendliche aktuell relevanten Themen können an diese Werke angeknüpft werden? Um diesen Fragen nachzugehen, legt lab.Bode den Schwerpunkt auf Kooperationen zwischen Schulen und Museen. Schüler*innen und Lehrer*innen dieser Schulen entwickeln und erproben gemeinsam mit Vermittler*innen, Künstler*innen sowie Expert*innen verschiedener Disziplinen neue Vermittlungsansätze und hinterfragen Ordnungs- und Repräsentationssysteme im Museum.

Das Motto ist: Wir ordnen das Museum neu!

Drei Praxisbespielen zeigen exemplarisch, wie alternative, zeitgenössische Themen und Erzählweisen auch in historische Sammlungen Einzug halten können und wie dies unter partizipativer Mitwirkung eines jungen Publikums erfolgt.

Bode ABC
Wie ist ein Museum geordnet? Thematisch, chronologisch oder nach Herkunft der Objekte? Schüler*innen der Klasse 5b der Berliner Grunewald-Grundschule haben sich im Bode-Museum umgesehen und in ihrer Projektwoche nach Ordnungen gesucht. Gemeinsam mit Expert*innen beschäftigten sie sich mit der Frage, wie die Sammlungsobjekte innerhalb des Museums geordnet sind, wie sie sich zueinander verhalten und ob und wie sie sich ähneln. Ihre Ideen hielten sie in Foto-Collagen, Videos und Kompositionen fest, sodass im Anschluss ihrer Projektwoche mit dem gesammelten Material ein Web-Archiv des Bode-Museums aus Schüler*innenperspektive entstand – bodeabc.de.

 

© lab.Bode/ Ute Klein, 2018

„anders sein“
Die Schüler*innen der 7. Klasse des Thomas-Mann-Gymnasiums nahmen im Rahmen einer Projektwoche die Ausstellung „Unvergleichlich. Kunst aus Afrika im Bode-Museum“ unter die Lupe und beschäftigten sie sich mit folgenden Fragestellungen: Wie werden Skulpturen gezeigt? Welche Skulpturen werden ausgewählt und warum? Ist das Museum dabei objektiv? Was bedeutet gleichwertig? Was bedeutet anders sein? Sie brachten die Exponate praktisch und inhaltlich mit sich und ihrer Lebenswelt in Verbindung und setzten sich mit Fragen zu Herkunft, Tradition, Religion und Familie, Race/Class/Gender, Schönheitsidealen und Sexismus auseinander.
Es entstand ein von Schüler*innen gemeinsam gestaltetes Wandbild, das Muster aus den afrikanischen Kunstwerken in verschiedenen Techniken der Street Art verarbeitete und in einem unserer Vermittlungsräume ausgestellt wurde. Außerdem intervenierten die Jugendlichen sechs Wochen lang in der Ausstellung mit zusätzlichen Abformungen des eigenen Kopfes in Gips und selbstverfassten, begleitenden Texten. Die wie Objektbeschreibungen wirkenden Texte waren Gedichte und Monologe der Jugendlichen, die den Besucher*innen einen Einblick in ihre Selbstreflexion und in ihre Auseinandersetzung mit der Bedeutung von „anders sein“ ermöglichten.

 

© lab.Bode/ Juliane Eirich, 2018

Let’s Talk about Sex and Art!
Gender und vielfältige sexuelle Lebensweisen in der Kunst
Das Bode-Museum ist mit seinen Skulptur-Beständen vor allem ein Museum des Menschen, und Schüler*innen nehmen die Kunstwerke stark in ihrer physischen Erscheinung und körperlichen Präsenz war. Nacktheit und Geschlechterrollen werden daher oft beim Besuch der Sammlungen thematisiert. Die Bedarfe der Schüler*innen zur Auseinandersetzung mit den Kunstwerken sind dabei häufig Themen außerhalb des kanonischen kunsthistorischen Kontexts, wie z. B.: Warum sind die alle nackt? Ist das schon Porno? Braucht das Museum eine FSK? Ist das eine Frau mit Bart oder ein Mann im Kleid? Oder vielleicht beides?!

Im Rahmen von lab.Bode ist basierend auf diesen Fragen der Schüler*innen das Projekt „Let’s talk about Sex and Art!“ entstanden: Kunstvermittler*innen und Sexualpädagog*innen untersuchen hier zusammen mit Schüler*innen der Klassenstufen 7 bis 10 die Skulpturensammlung des Bode-Museums auf vielfältige Darstellungen von Gender, Körpern und Sexualitäten. Zur Projektseite

 

© lab.Bode/ Ute Klein, 2018