Einblick in das Projekt „Deine Geschichte – 40 Jahre Moorseer Mühle“

von Jan Christoph Greim, Museumsleiter

In der Sonderausstellung „Deine Geschichte – 40 Jahre Museum Moorseer Mühle“ stehen Leihgaben der lokalen Bevölkerung im Mittelpunkt. Es gab nur eine Grundbedingung: Die Objekte mussten werde alt oder wertvoll sein; sie mussten aber eine Geschichte über die Moorseer Mühle erzählen.

Der Objektaufruf über Printmedien und soziale Netzwerke zeigte Wirkung – Es klopft an der Tür: „Moin, du suchst alte Gegenstände für deine Ausstellung? Ich habe hier zwei alte Wärmflaschen.“ Meine Reaktion: „Haben die eine Geschichte zur Moorseer Mühle?“ Antwort: „Nö, aber der Müller hatte doch auch mal kalte Füße!“ Wir setzen uns hin; plötzlich springt der Gast auf, rennt auf ein Bild der Moorseer Mühle zu und ruft: „Das hat meine Frau gemalt!“ Zusammen mit einem anderen Bild – ebenfalls von der Moorseer Mühle und der Gattin – fanden die Wärmflaschen dann doch ihren Weg in die Ausstellung. Ein Tag später folgt der Anruf einer Redakteurin. Sie gibt mir den Tipp Willy „Karton“ in Burhave zu besuchen. Willy Karton, eigentlich Repnak, ist 96 Jahre alt und führt seit über 60 Jahren ein Bekleidungsgeschäft. Zu seinem Beinamen kam er, weil er alles in Kartons aufbewahrt. Als Kind wuchs er in direkter Nachbarschaft zur Moorseer Mühle auf und kannte alle Geschichten über die Müllerfamilie. Seine Anekdote aus dem Jahr 1944, über den vermeintlichen Tod der Müllerin Meta Reinken, sprach er in Butjadinger-Platt direkt in mein Smartphone ein. Dann berichtete er aus der Nachkriegszeit und holt einen großen Karton. Zum Vorschein kommt ein Negativvergrößerungsgerät, das er 1946 aus einer Keksdose und aus, gegen Butter eingetauschten, Linsen selbst gebaut hatte. Dazu übereichte er mir ein Negativ und ein Foto der Moorseer Mühle, das er mit seinem „Selbstbausatz“ entwickelt hatte.

Diese Form der Begegnungen zog sich durch die gesamte Phase der Objektakquise. Meisten kamen die Leihgeber nicht ins Museum, sondern ich wurde erst zum Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen in die „Gute Stube“ eingeladen. Aus diesen Gesprächen ergaben sich dann wieder neue Kontakte. Mir ermöglichte dieses Projekt das Land und die Leute aus einer ganz privaten sowie heimischen Perspektive kennenzulernen. Es entstand ein Vertrauensverhältnis, weil die Menschen ihre Geschichte und ihr Objekt dem Museum Moorseer Mühle anvertrauen.